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Das ORF-Fernsehen hat den deutschen Wahlnacht-Krimi professionell gemeistert. Natürlich waren bei aller Qualität der Ausschnittswahl jene Tiefblicke verwehrt, die den Kabel- und Satellitenempfängern live ins Haus geliefert wurden. Vor allem die Schröder-Auftritte in der SPD-Zentrale und in der "Elefantenrunde" waren Musterbeispiele, wie weit ein Mix aus Machtwillen, TV-wirksamem charismatischen Selbstdarstellungstalent und Überheblichkeit die Realität auf den Kopf zu stellen vermag.
Schröder gelang es fast, seine Niederlage in einen Sieg umzumünzen und als Zweiter seinen Anspruch auf den Kanzler als unabdingbar hinzustellen. Manche mögen diese auch an Kreiskys Medientalent und Haiders Vorwärtsstrategien erinnernde Leistung bewundern.
Tatsächlich ist es aber bestürzend, wie sich das Medientheater über die Spielregeln der Demokratie hinwegsetzt und die zwingenden politischen Notwendigkeiten der deutschen Krisenrealität ausblendet.
Auf der Strecke bleiben jene, die sich den Durchblick auf die Wirklichkeit vernebeln haben lassen und mit ihrem Wahlverhalten die PattSituation ja bewirkt haben. Dennoch: Schadenfreude wäre hier fehl am Platz.