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Erschütternde Uneinsichtigkeit

Von Christoph Rella

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So eine Gehirnerschütterung kann ganz schön wehtun. Ärzte sprechen angesichts der Schwere der möglichen Verletzung lieber von einem Schädel-Hirn-Trauma. Und damit ist nicht zu spaßen. Das hat auch die Fifa erkannt und will daher nun zum Schutz der Kicker eine neue Verhaltensregel einführen. Liegt ein Spieler - etwa nach einem Zusammenprall mit einem Gegner - benommen auf dem Rasen, soll der Schiedsrichter die Partie beim Verdacht auf Gehirnerschütterung für drei Minuten unterbrechen. Mit der Pause soll dem Mannschaftsarzt Gelegenheit gegeben werden, auf dem Spielfeld zu untersuchen, ob tatsächlich ein Trauma vorliegt. Von dessen Urteil hängt es auch ab, ob der (vermeintlich) Verletzte weiterspielen darf oder nicht.

Na, wenn das kein böses Blut gibt? Schließlich geht kein Kicker gern freiwillig vom Platz. Schon gar nicht aus gesundheitlichen Gründen, da mag der Schmerz noch so groß sein, als dass man vor der Kulisse von Millionen Zusehern die Unzulänglichkeiten der eigenen Fitness zur Schau stellen würde. Denn wie ist es sonst möglich, dass ein Christoph Kramer im WM-Finale gegen Argentinien in benommenem Zustand noch 15 Minuten weitergespielt hat? Nur zur Erinnerung: Wer eine Gehirnerschütterung erleidet, erkennt das auch. Die Symptome (Kopfschmerzen, Übelkeit, Gedächtnisverlust und Schwindel) sprechen da eine klare Sprache. Man muss sie nur als Fußballer auch akzeptieren wollen - und die Konsequenzen ziehen. Schade, dass es für diese Einsicht offensichtlich das Zutun von Schiedsrichtern braucht.