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Niemals und unter gar keinen Umständen, davon bin ich überzeugt, würde er "Neger" zu einem Schwarzafrikaner sagen, und seine Zunge würde sich eher verknoten, als dass sie einen Roma "Zigeuner" oder einen Inuit "Eskimo" nennen würde. Denn in diesen Fällen hat ihn die politische Korrektheit völlig im Griff - oder er sie, je nachdem. Also aber sprach Dirk Stermann, ORF-Lustiger vom Dienst: Der "Song Contest" sei etwas wie "die Paralympics des Pop".
Die "Paralympics" sind die Olympischen Spiele der Behindertensportler. Und jeder, absolut jeder, der auch nur einmal Behindertensportlern zugeschaut hat, weiß, dass es da nicht um Sport im Rahmen der Rehabilitation geht und schon gar nicht um Mitleid. Behindertensport ist Leistungssport, und wer es nicht glaubt, soll einmal versuchen, mit einem Rennrollstuhlfahrer Schritt zu halten. Vorher bitte den Notarzt verständigen, es kann zu Herzkomplikationen kommen.
Stermann also wollte den "Song Contest" zu einer Veranstaltung mit, nun sagen wir: Minderbemittelten Teilnehmern erklären - und als Metapher dafür fallen ihm ausgerechnet Leistungssportler mit Körperbehinderung ein, sozusagen als Weiterentwicklung des unschönen Wiener Dialektausdrucks "Du Krüppel" für "Du Trottel". Und das halten x Medien für so lustig, dass sie es zustimmend zitieren.
Alte Regel, mir von meinem Deutschlehrer eingehämmert: Erst nachdenken, dann vergleichen. Und wenn ich so nachdenke, dann kommt mir vor, dass Stermann für den Humor etwas ist wie der "Song Contest" für die Pop-Musik.