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Erst siegen, dann Zeichen setzen

Von Christian Mayr

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Daniela Iraschko-Stolz ist Skispringerin, lesbisch und nicht rot-weiß-rote Fahnenträgerin bei Olympia - und das ist gut so. Denn bei aller Wertschätzung vor dieser auch seitens des ÖOC ventilierten und medial gehypten Idee fragt man sich doch, welches Zeichen das im Vorfeld der Winterspiele eigentlich sein und bei wem dies jenseits des Alpenäquators Eindruck erwecken sollte. Oder glaubt ernsthaft jemand, Wladimir Putin würde auch nur eine Augenbraue hochziehen, wenn da eine homosexuelle Person mit der Fahne an ihm vorbeistakste - bei mehr als 2500 Athleten insgesamt. Sicher ist allerdings, dass eine solche Entscheidung gehörig Unruhe in ein Team hineingebracht hätte, die dieses beim Saisonhöhepunkt absolut nicht brauchen kann. Zumal es gute österreichische Tradition ist, die Fahne verdienten Sportlern und Olympioniken in die Hand zu drücken - so wie es Doppelolympiasieger Benjamin Raich ist, der in Sotschi seine letzten Spiele erleben wird. Iraschko-Stolz hingegen ist "nur" Weltmeisterin und Weltcupsiegerin - und Olympia-Debütantin.

Österreichs Rekord-Olympionike Felix Gottwald hat jüngst im WZ-Interview von der zusätzlichen Olympiadisziplin "Ausblenden" gesprochen: Wer sich lieber mit politischen Aspekten beschäftigt, statt auf den Sport zu fokussieren, werde in Sotschi nix reißen, prophezeite der siebenfache Medaillengewinner. Wer also in Russland Zeichen setzen will, der kann dies noch zur Genüge tun - zuerst mit grandiosen Siegen und erst dann mit Gesten oder Worten der Kritik. Und eines ist sicher: Olympiasiegern wird man zusehen und zuhören.