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"Erst, wenn alle eine auf den Kopf bekommen haben"

Von Walter Hämmerle

Politik

Für keineswegs ausgeschlossen hält der Historiker und FPÖ-Kenner Lothar Höbelt die Chancen einer Wiedervereinigung von BZÖ und FPÖ. Allerdings erst nach den Landtagswahlen im Oktober, und auch erst dann, wenn alle "ordentlich eine auf den Kopf bekommen haben".


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"Wiener Zeitung": Wie beurteilen Sie die Chancen auf eine Wiedervereinigung von BZÖ und FPÖ? Lothar Höbelt: Es kommt ganz darauf an, was man will: Wenn es darum geht, das parlamentarische Überleben zu sichern, wäre ein solcher Schritt sicherlich sinnvoll. Im Moment ist es dafür jedoch wahrscheinlich noch zu früh. Zuerst muss man die Landtagswahlen im Herbst abwarten, erst dann hat man eine wirkliche Standortbestimmung, wo jeder weiß: Hoppla, es ist ja wirklich so ernst!

Es muss ja nicht gleich eine Wiedervereinigung sein, für die Nationalratswahlen könnte man ja zur Not auch mit einer gemeinsamen Wahlpartei antreten.

Eine gemeinsame Liste würde sich tatsächlich anbieten. Vor allem hätte das den großen Vorteil, die oberösterreichische Landesgruppe einzubinden, die sich jetzt für unabhängig erklärt hat. Die Oberösterreicher stellten immerhin einst ein Viertel der Mitglieder und bildeten mit den Kärntnern die stärkste Landesgruppe. Wenn die Oberösterreicher dabei wären, würde der Sprung über die 4-Prozent-Hürde sehr viel leichter fallen. Sollte es im Herbst tatsächlich zur allseits erwarteten Niederlagenserie kommen, könnte der Druck für eine gemeinsame Liste durchaus ausreichen.

Wie könnte das konkret vor sich gehen?

Politisch wäre das am leichtesten möglich, wenn sich Jörg Haider und Heinz-Christian Strache gegen Ende der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft auf eine Anti-EU-Linie einigen. Persönlich würde ich eine Wiedervereinigung über diese Brücke zwar nicht begrüßen, aber hier gäbe es wohl die größten Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Gruppierungen. Auf diesem Weg ließe sich zwar aller Voraussicht nach der Wiedereinzug ins Parlament sicherstellen, nur würden eben wieder alle Troublemaker mit im freiheitlichen Boot sitzen. Ganz zu schweigen davon, dass mit einer solchen politischen Linie wohl auch eine neuerliche Regierungsbeteiligung in weite Ferne rücken würde.

Gibt es Alternativen zu einer Wiedervereinigung über eine Anti-EU-Linie?

Politisch glaubwürdiger wäre sicherlich der Weg, den Helmut Haigermoser vorgeschlagen hat: Ein Konvent honoriger und verdienter FPÖ-Veteranen könnte eine Wiederannäherung einleiten. Leider halte ich diese Möglichkeit für nicht sehr wahrscheinlich.

Trotzdem: Wer käme für ein solches Unterfangen in Frage?

Leute wie Erwin Hirnschall, Alexander Götz, Gerulf Stix oder auch Erich Reiter könnte ich mir durchaus vorstellen. Norbert Gugerbauer würde wohl nur dann mitmachen, wenn Jörg Haider keine Rolle mehr spielt. Auch für dessen engste Umgebung wäre dann wohl kein Platz mehr.

Eine Annäherung vor den Landtagswahlen halten Sie für ausgeschlossen?

Eher ja, denn für diesen Fall müsste Haider zu viele Konzessionen eingehen. Erst wenn alle Beteiligten im Oktober ordentlich eine aufs Dach bekommen haben, gibt es Spielraum für eine Annäherung.

Könnte die politische Karriere von FPÖ-Chef Strache nach den Wiener Wahlen, wo er als Spitzenkandidat antreten will, schon wieder vorbei sein?

Das wäre nur der Fall, wenn er in Wien unter 5 Prozent bleibt.

Das Gespräch führte Walter Hämmerle