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Geschlechtsspezifische Stereotype halten sich - nur müssen jetzt die Frauen mitzahlen.
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Los Angeles/Wien. Trotz des Fortschreitens der Emanzipation, des Rufs nach Gleichheit und neuer Aufteilungsmodelle zwischen Frauen und Männern, scheint sich in den letzten 30 Jahren in den Köpfen der Menschen im Endeffekt kaum etwas verändert zu haben. Die stereotypen Rollenbilder haben nichts an Stabilität eingebüßt.
Die allgemeine Ansicht, dass sich Frauen um den Haushalt und die Kinder kümmern und Männer bei der Reparatur des Autos Hand anlegen, hat sich einer aktuellen Studie zufolge seit 1983 nicht verändert. Anders als vor 30 Jahren scheint es heute aber selbstverständlich zu sein, dass beide Geschlechter für finanzielle Verpflichtungen gleichermaßen verantwortlich zu sein haben.
Dass sich die Zeiten gewandelt haben, sieht man in der Bildungslandschaft und in der Berufswelt. Nehmen Frauen heute mit einem Anteil von 47 Prozent an der Berufswelt teil, waren es laut Studie Mitte der 1980er Jahre in den USA nur 38 Prozent. Der Mädchenanteil an den Colleges habe sich seit dem Beginn der 1970er Jahre geradezu versechsfacht.
Veränderte Realitäten
In der Studie berücksichtigt wurde auch die sportliche Aktivität von Mädchen an den High Schools. Nachdem im Jahr 1972 in den USA die geschlechtliche Diskriminierung im Sport beseitigt wurde, erhöhte sich der Anteil der Athletinnen von 7 auf 40 Prozent im Jahr 2014. Im Jahr 2012 schlossen 57 Prozent der Frauen mit einem Bachelorstudium ab, verglichen mit 40 Prozent vor drei Dekaden.
Dies sind die Ergebnisse einer Studie, die im Fachblatt "Psychology of Women Quarterly" publiziert wurden. Diese doch bedeutenden Veränderungen scheinen aber dennoch nicht die alltäglichen Gewohnheiten der Menschen beeinflusst zu haben.
"Wir hatten beschlossen, die geschlechtsspezifischen Stereotype genauer zu analysieren, da sich ja am Status der Frauen betreffend die Arbeit, die Politik, aber auch den Sport viel geändert hat. Aber bisher war unklar, ob diese veränderten Realitäten auch in den Alltag übernommen wurden", erklärte Studienautorin Elizabeth Haines von der William Paterson University gegenüber der britischen "Daily Mail".
Das Forscherteam verglich Daten von 195 College-Studenten von 1983 mit Daten von 191 Erwachsenen im Jahr 2014. Die Teilnehmer beider Gruppen wurden nach der Wahrscheinlichkeit befragt, mit der ein typischer Mann oder eine typische Frau eine Reihe an geschlechtsspezifischen Charakteristika aufweist. Dabei ging es um persönliche Eigenschaften wie Freundlichkeit oder Konkurrenzdenken, geschlechtsspezifisches Rollenverhalten wie Haushaltsführung oder religiöse Wertvorstellungen, die Berufstätigkeit und körperliche Charakteristika.
Unbewusste Vorurteile
Über Frauen wurde geurteilt, dass sie emotionaler, empathischer, sanfter und wärmer als Männer seien. Bei ihnen würden auch die Tränen lockerer sitzen. Auch die Sorge um den Haushalt sei bei Frauen stärker verankert, so Haines. Männer seien hingegen konkurrenzfähiger und fühlen sich schneller überlegen. Überdies sollten sie der Kopf des Haushalts sein und die Verantwortung für technische Reparaturen tragen.
Die Forscher vermuten, dass die Menschen aus zwei Gründen diese starken Differenzen zwischen Männern und Frauen wahrnehmen. Erstens könnten unbewusste Vorurteile die Art und Weise verzerren, wie Menschen wahrgenommen werden, sodass genderatypisches Verhalten stärker auffällt als es tatsächlich ist.
Zweitens könnten Männer und Frauen geschlechterübergreifendes Verhalten aus Angst vor einer Gegenreaktion drosseln, die sich typischerweise an atypische Männer und Frauen - etwa schwächliche Männer oder starke Frauen - wendet, heißt es in der Studie.