Frankfurt/Main - Wegen des Kriegs zwischen Äthiopien und Eritrea sind erstmals Ausländer aus der Konfliktregion nach Europa ausgeflogen worden. In der Nacht zum Montag landete ein US-Flugzeug mit 110 US-Bürgern und 90 weiteren Ausländern, unter ihnen auch Deutsche, in Frankfurt. Wegen des äthiopischen Militär-Vorstoßes auf Asmara hatten die USA, Großbritannien und Deutschland ihre Staatsangehörigen aufgefordert, die eritreische Hauptstadt zu verlassen.
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Im Krieg am Horn von Afrika löste die Offensive äthiopischer Truppen im Nachbarstaat Eritrea eine Flüchtlingswelle aus. Tausende Menschen flüchteten in den angrenzenden Sudan, wo die Regierung um internationale Unterstützung bat.
Unter den nach Frankfurt ausgeflogenen Ausländer waren Niederländer, Dänen, Briten, Schweden, Norweger, Israelis, Inder und Nepalesen. Ein Brite sagte, beim Verlassen Asmaras habe er nichts von Kämpfen bemerkt. Dennoch herrsche unter den Einwohnern eine gedrückte Stimmung, weil niemand wisse, wie sich die Lage entwickle. Ein 57-jähriger Bankangestellter sagte, trotz der Kriegswirren sei rund ein Fünftel des Botschaftspersonals und von nicht-staatlichen Organisationen vorerst in Asmara geblieben.
Bereits vor zwei Jahren, als äthiopische Flugzeuge Asmara bombardierten, waren Ausländer ausgeflogen worden. Gegenwärtig haben einige Fluggesellschaften bereits ihre Flüge von und nach Asmara eingestellt.
Angesichts des äthiopischen Vorstoßes wurden auch Zehntausende Flüchtlinge in Asmara selbst erwartet. Die äthiopische Regierung erklärte, die Armee habe die strategisch wichtige Stadt Om Hajer besetzt. Die Luftwaffe habe zudem mehrere Stellungen der eritreischen Armee bombardiert.
Zwischen Eritrea und Äthiopien waren erstmals vor zwei Jahren Kämpfe ausgebrochen, die in diesem Monat erneut aufflammten.
Eritrea, früher eine italienische Kolonie, war seit 1952 eine Provinz Äthiopiens und hatte nach langem Bürgerkrieg 1993 die Unabhängigkeit erreicht. Beide Staaten pflegten zunächst enge Beziehungen, bis es zum Streit über Wirtschaftsfragen und Grenzverläufe kam. Im Mai 1998 weiteten sich Grenzgefechte zu einem regelrechten Krieg aus. In Eritrea leben rund 3,6 Millionen Menschen, Äthiopien hat rund 62 Millionen Einwohner.