Der Leitindex der Wiener Börse wird Ende 2022 bei 4.500 Punkten gesehen. Damit müsste er 13 Prozent zulegen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 2 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Als ob es weder die Pandemie noch die rasant steigenden Verbraucherpreise gäbe, hat die Wiener Börse 2021 kräftig zugelegt. Unter dem Strich kletterte ihr Leitindex, der ATX, getrieben von einer stark anziehenden Wirtschaft und einem hohen Gewinnwachstum der Unternehmen um fast 39 Prozent nach oben und avancierte damit zum globalen Spitzenreiter. Für heuer bescheinigt Fritz Mostböck, Chefanalyst der Erste Bank, dem wichtigsten heimischen Aktienbarometer weiteres Aufwärtspotenzial, obwohl die neue Virus-Variante Omikron wieder Unsicherheit aufkeimen lässt und der Druck auf die Notenbanken steigt, aufgrund der erhöhten Inflation die Zinsen anzuheben.
Konkret sieht der Börsenexperte den ATX zum Jahresende bei 4.500 Punkten, wie er am Donnerstag in einem virtuellen Pressegespräch sagte. Gemessen am aktuellen Index-Stand von knapp 4.000 Zählern würde dies einem Zugewinn von 13 Prozent entsprechen - und gegenüber dem Vorjahresultimo einem Plus von 16,5 Prozent.
Was im laufenden Jahr für den ATX spricht, sind aus Mostböcks Sicht eine Reihe von Gründen. So sei sowohl für Österreich als auch für Osteuropa, wo etliche in Wien gelistete Konzerne prominent vertreten sind, mit einem vergleichsweise hohen Wirtschaftswachstum von jeweils 4,5 Prozent zu rechnen. "Wir glauben, dass die wesentlichen Länder Zentral- und Osteuropas bis Jahresende wieder zum Vorkrisenniveau zurückkehren werden", so Mostböck.
Ebenfalls ein Pluspunkt sollte das nach wie vor bestehende Zinstief sein. Dies begünstige Aktien weiterhin und mache sie im Vergleich zu anderen Anlageformen alternativlos. Laut Mostböck würden Aktien in gewisser Weise sogar einen Inflationsschutz bieten. "Eine Zinserhöhung in der Eurozone bleibt außer Sichtweite."
Luft nach oben durch günstige Bewertung
Profitieren sollte der ATX, der in Summe die 20 größten und liquidesten Werte der Wiener Börse umfasst, aber auch von der hohen Index-Gewichtung der Sektoren Banken sowie Öl und Gas - und zwar dank einer dort zu erwartenden starken Gewinndynamik. Darüber hinaus sei der Leitindex aktuell "günstig bewertet", das KGV, das sogenannte Kurs-Gewinn-Verhältnis, liege mit weniger als elf "deutlich unter dem historischen Schnitt".
Zu guter Letzt weist der Chefanalyst der "Ersten" auf die mit durchschnittlich 3,6 Prozent relativ hohe Dividendenrendite bei den jeweiligen ATX-Unternehmen hin, aber auch auf den aktuell an den Märkten zu beobachtenden Trend weg von Wachstumsaktien hin zu Value Stocks, von denen es gerade in Wien viele gibt. Value Stocks sind Aktien von Firmen, die bereits gut in ihrem Markt positioniert sind, wenig in ihr Geschäft reinvestieren und zumeist hohe Dividenden zahlen.
Zum Kauf empfiehlt Mostböck derzeit folgende ATX-Werte: Andritz (sieht er als Wette auf eine Erholung in den Segmente Auto und Hydro), OMV (wegen der hohen Öl und Gaspreise und der lukrativen Petrochemie-Tochter Borealis), weiters Uniqa, Vienna Insurance Group und Post (wegen ihrer Dividenden), Immofinanz und S-Immo (stuft er als Übernahmekandidaten ein) sowie SBO (mit Blick auf eine Erholung).