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Erste Bank wieder offen für Akquisitionen

Von Karl Leban

Wirtschaft

Krise beendet: Gut 487 Millionen Euro Gewinn im Halbjahr - Turnaround in Rumänien.


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Wien. Für die Erste Group war die rumänische Tochterbank BCR bis vor kurzem das größte Sorgenkind im Konzern. Jahrelang hatten bei der Banca Comerciala Romana vor allem massive Rückstellungen für faule Kredite für tiefrote Zahlen gesorgt. Nach hartem Sanierungskurs scheint es jetzt wieder aufwärts zu gehen. Am Freitag gab die Erste in der Halbjahrespressekonferenz den Turnaround für ihre Tochter bekannt. Konzernchef Andreas Treichl spielt nun sogar mit dem Gedanken, in Rumänien ein weiteres Geldinstitut zu kaufen, falls sich dafür eine Gelegenheit bietet.

Nach Jahren der Flaute wächst die dortige Wirtschaft wieder stärker. Möglich wäre, dass im Zuge der griechischen Staatsschuldenkrise die eine oder andere Bank auf den Markt kommt. In Rumänien gibt es insgesamt drei Kreditinstitute, die griechische Banken als Eigentümer haben. Sollten diese die Weichen auf Verkauf stellen, wäre Treichl nicht abgeneigt, die Akquisition eines weiteren Finanzhauses in dem südosteuropäischen Land ins Visier zu nehmen. "Ich würde nicht Nein sagen", so der Bankchef vor Journalisten.

Wieder Verlust in Ungarn

Möglichen Zukäufen will sich die Erste Group aber auch in anderen Ländern des europäischen Ostens nicht verschließen. Infrage kämen Akquisitionen aber nur in Märkten, wo die Bank bereits vertreten ist. Die Gespräche zur Übernahme des Privatkundengeschäfts der Citibank in Ungarn etwa laufen laut Treichl unverändert gut.

Im ersten Halbjahr hat die Erste Group dank des Wirtschaftsaufschwungs in weiten Teilen Osteuropas unter dem Strich 487,2 Millionen Euro verdient. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum stand wegen hoher Abschreibungen in Rumänien noch ein riesiger Verlust von 929,7 Millionen Euro zu Buche.

Einziger Wermutstropfen waren zuletzt die anhaltenden Verluste der Ungarn-Tochter aufgrund der hohen Bankensteuern. Doch auch in Ungarn werde die Erste in der zweiten Jahreshälfte sowie 2016 schwarze Zahlen schreiben, sagt Treichl. Der beabsichtigte Einstieg des ungarischen Staats und der Osteuropa-Bank EBRD mit jeweils bis zu 15 Prozent bei der dortigen Tochter sei trotz kleinerer Verzögerungen im Plan.

Profitiert hat die Erste Group im Halbjahr von einer anziehenden Kreditnachfrage, aber auch von deutlich geringeren Risikovorsorgen für Kredite, die nicht bedient werden können. Von Jänner bis Juni halbierten sich die Kosten für faule Kredite auf 374 Millionen Euro. Geht es nach Treichl, sollte sich dieser Trend auch im weiteren Jahresverlauf fortsetzen. In der Gruppe schrumpfte das Volumen an faulen Krediten bis Ende Juni auf 10,1 Milliarden Euro. Nach Bankangaben waren das 7,7 Prozent des gesamten Kreditbestands. Treichl spricht vom "besten Wert seit Dezember 2010".

Mehr Eigenkapital

Dank ihrer Gewinne im Halbjahr konnte die Erste Group auch ihre Kapitaldecke aufpolstern. Die harte Kernkapitalquote, die Bankenaufseher besonders im Auge haben, stieg von 10,6 Prozent (Ende 2014) auf 11,3 Prozent.

In welcher Höhe Treichl den Gewinn im Gesamtjahr 2015 erwartet, sagt er vorerst nicht. Nach dem Milliardenverlust im Vorjahr, für das die Aktionäre der börsennotierten Bank leer ausgegangen waren, verspricht der Erste-Chef jedoch fix die Zahlung einer Dividende. Offen lässt Treichl allerdings auch hier deren Höhe.