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Erste dank Osten mit Rekordgewinn

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Erste Bank arbeitet an Alternative zum Haftungsverbund. | Osteuropa bringt zwei Drittel des 711 Mio.-Euro-Gewinns. | Wien. Die Bilanz der Erste Bank brachte das von Analysten erwartete Rekordergebnis. Der Konzerngewinn nach Steuern ist um 36,7 Prozent auf 711,7 Mio. Euro angestiegen.


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Erste-Chef Andreas Treichl wollte sich am Dienstag eigentlich auf die Präsentation konzentrieren, doch die Fragen nach der Klage gegen den Haftungsverbund der Erste mit den 48 Sparkassen machten ihm einen Strich durch die Rechnung.

Rechtsstreit mit BA-CA

Denn im Rechtsstreit, den die Konkurrentin BA-CA vor vier Jahren angezettelt hat, könnte es demnächst zu einer Entscheidung kommen. Die mittlerweile dem italienischen Unicredit-Imperium angehörende BA-CA sah im Haftungsverbund eine Wettbewerbsverzerrung, die gegen Europa- und Kartell-Recht verstößt. Über den Haftungsverbund kann die Erste das Eigenkapital der Kleininstitute von 290 Mio. Euro in der eigenen Bilanz aufscheinen lassen. Außerdem hat die Erste ein Mitspracherecht bei der Bestellung und Absetzung der Sparkasse-Direktoren, ohne direkt beteiligt zu sein. Kurzum, der BA-CA ist der Haftungsverbund samt positiver Auswirkungen für die Konkurrentin ein Dorn im Auge. "Die Bank Austria will uns zwingen, die Sparkassen zu übernehmen, und eine große Aktiengesellschaft daraus zu machen oder den Haftungsverbund aufzugeben," erklärt der Erste-Boss. Doch diese "Attacke" auf die dezentrale Sparkassenstruktur will er nicht hinnehmen. Sein Haus arbeite deshalb schon einem rechtlichen Ausweg. Treichl rechnet vorerst mit einer "Entscheidung, die für den Haftungsverbund nicht erfreulich sein wird". Die BA-CA habe immerhin viel Geld in die Klage investiert, um der Erste Bank eines auszuwischen. "Das ist mir ziemlich wurscht." Denn auf lange Sicht werde die BA-CA mit ihrem Versuch, bewährte Bande zu sprengen, nicht erfolgreich sein. Treichl geht vielmehr davon aus, dass ein negatives Urteil weitreichende Folgen für die Konkurrenz haben wird. Er warnt: "Wenn es die Sparkassen erwischt, wird es irgendwann die Genossen erwischen." Gemeint sind Raiffeisen und Volksbanken, die genossenschaftlich organisiert sind. Das Wettbewerbsverfahren könnte auch Auswirkungen auf den deutschen Sparkassen-Sektor haben und wird deshalb in Deutschland mit großem Interesse verfolgt.

Knittelfeld gerettet

Vom Haftungsverbund profitiert hat zuletzt die Sparkasse Knittelfeld. Dort hatte eine gutgläubige Mitarbeiterin leichtfertig Kredite um insgesamt 11 Mio. Euro vergeben, die von den Schuldnern nicht mehr bedient wurden. Der Knittelfelder Kreditausfall schlägt sich nun negativ als Aufwand in der Erste-Bilanz nieder. Die Kreditvorsorge musste unter anderem deshalb um 3,8 Prozent auf 421,6 Mio. Euro angehoben werden.

Das beste Ergebnis

Erfreut ist Treichl über das Ergebnis: "Es ist das beste in der Geschichte." Der Konzerngewinn von 711,7 Mio. Euro wurde zu zwei Drittel in Osteuropa erwirtschaftet. Die tschechische Ceska Sporitelna schaffte einen Gewinnsprung von knapp 72 Mio. auf 265,4 Mio. Euro. Gespart wurde beim Personal, am Ende des Jahres gab es um 8 Prozent weniger Mitarbeiter. Die slowakische Slovenska Sporitelna folgt mit einem Plus von 30 Mio. auf 87,3 Mio. Euro. Ein gutes Ergebnis trug auch Ungarn bei: Dort stieg der Überschuss um 35,6 Mio. auf 67 Mio. Euro. Die Erste Bank Serbien musste hingegen einen Verlust von 8,3 Mio. Euro verbuchen.

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Auch das Ergebnis Österreichs kann diesmal mit den osteuropäischen Rekorden mithalten. Es stieg um 33 Mio. auf 242,3 Mio. Euro. Ertragreich erwies sich das Inlands-Filialgeschäft, dort fuhr die Bank laut Erste-Vize Elisabeth BleylebenKoren die Früchte der mehrjährigen Knochenarbeit durch Umstrukturierung ein. Auf eine Erhöhung der Gebühren sei dies keinesfalls zurückzuführen, versichert Treichl.

Mit der rumänischen BCR wächst die Zahl der Mitarbeiter im Frühjahr, wenn die Übernahme abgeschlossen ist, von 36.150 auf 48.000. Die Übernahmekosten für die 3,75 Mrd. Euro teure BCR lagen bei 70 Mio. Euro.