Vorratsbeschluss zum Umbau des Haftungsverbunds am 15. Mai.
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Wien. Künftig müssen Geldinstitute generell mit mehr Eigenkapital ausgestattet sein, um erneute Krisen besser bewältigen zu können. So will es das Regelwerk Basel III. Dabei sind einige Detailfragen auf EU-Ebene allerdings noch offen. Was vor allem für die börsenotierte Erste Group brisant ist: Darf sie sich das Kapital der Sparkassen, mit denen sie seit Jahren einen Haftungsverbund bildet, in ihrer Bilanz auch in Zukunft voll anrechnen oder nicht?
Entschieden wird das "voraussichtlich im Juni", wie Erste-Sprecher Michael Mauritz zur "Wiener Zeitung" sagt. Zuletzt hat freilich viel darauf hingedeutet, dass unter dem Basel-III-Regime eine Anrechnung des gesamten Sparkassen-Kapitals nicht mehr möglich sein wird. Die Erste würde so etwa 1,5 Milliarden Euro an hartem Kernkapital verlieren.
Um diesem Fall vorzubeugen, soll nun am 15. Mai in der Jahres-Hauptversammlung (HV) ein Vorratsbeschluss gefasst werden. Sollte es nötig sein, könnte man den Haftungsverbund dann in einen Gleichordnungskonzern umbauen. Anders als bisher wären die Sparkassen in der Bilanz der Erste Group damit dekonsolidiert. Für die Erste fiele so zwar deren Kapital weg, aber auch die Pflicht, für deren Geschäftsrisiken selbst eigenes Kapital vorzuhalten. Das hätte im Endeffekt eine neutrale Auswirkung auf die Kapitalquote der Erste Group.
Die Kooperation mit den Sparkassen bliebe aber jedenfalls weiter, betont Mauritz. Um die Sparkassen zu dekonsolidieren, müsste die Erste jedoch die Mehrheit von 51 Prozent an der gemeinsamen Haftungsverbund GmbH abgeben und sich auf eine Minderheit zurückziehen. Mauritz: "Die Sparkassen würden ihr 2 Prozent der Anteile abkaufen." Die Erste käme dann auf 49 Prozent.
Wertpapiere mit Wandlung
Mit Blick auf Basel III will das Institut künftig auch spezielle Wertpapiere, "Buffer Convertible Capital Securities", ausgeben, die automatisch in Stammaktien gewandelt werden, wenn zum Beispiel die harte Kernkapitalquote unter 7 Prozent fällt. Grünes Licht dafür will sich der Vorstand ebenfalls in der bevorstehenden HV holen.