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Erste Group verzichtet auf die zweite Staatsmilliarde

Von Karl Leban

Wirtschaft
Bankchef Andreas Treichl greift nun nach Geld von der Börse, weil das nicht zurückgezahlt werden muss. Foto: reu

Börse soll bis zu 1,92 Mrd. Euro in die Kassen spülen. | Betriebsergebnis top, Netto-Gewinn mehr als halbiert. | Wien. Mit der Erholung der Börsen sind auch Kapitalerhöhungen wieder in Mode gekommen. Die Erste Group will sich dieses Frühlingslüftchen nun ebenfalls zunutze machen. Am Montag startet sie den Verkauf von 60 Millionen neuen Aktien, der ihren Kapitalpolster um bis zu 1,92 Mrd. Euro nochmals auffüllen soll.


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Die Erste verzichtet damit auf die ursprünglich geplante Aufnahme staatlichen Hybridkapitals in Höhe von einer Milliarde (Hybridkapital ist eine spezielle Form von Eigenkapital). Passé ist diese zweite Staatsmilliarde offenbar deshalb, weil sie mit 8,25 Prozent Zinsen nicht unerhebliche Kosten verursacht hätte. Eine Kapitalerhöhung hat außerdem den Vorteil, dass das dabei aufgebrachte Kapital nicht zurückgezahlt werden muss.

Puffer gegen die Krise

Bereits seit Wochen ist die Aktien-Emission der Ersten erwartet worden. Zuvor hatte die in Osteuropa stark exponierte Wiener Großbank bereits frisches Kapital als Krisenpuffer aufgenommen. Von der Republik kamen im Frühjahr 1,2 Mrd. Euro, von Privatinvestoren 540 Millionen - Partizipationskapital, für das die Erste in den ersten fünf Jahren jeweils acht Prozent Zinsen zahlen und demnach tief in die Tasche greifen muss.

Dass dieses teure Kapital mit dem Erlös aus der Aktien-Emission nun vorzeitig wieder zurückgezahlt werden soll, hat Bankchef Andreas Treichl am gestrigen Weltspartag in Abrede gestellt. Vor Journalisten erklärte er das so: "Man kann jetzt nicht sagen: Burschen, das war eine nette Überbrückung, nun brauchen wir euch nicht mehr, geht euch brausen."

Beim Staat wäre eine vorzeitige Tilgung im Übrigen auch gar nicht möglich, wie Treichl betonte. Hier könne das Kapital nur nach fünf Jahren - und auf einmal - zurückgezahlt werden. Der Erste-Chef räumte aber ein, dass er nicht abgeneigt wäre, das Partizipationskapital schon während der Laufzeit in Tranchen abschichten zu können. Dazu gebe es auch bereits Gespräche mit dem Finanzministerium.

Nochmals zurück zur Kapitalerhöhung: Der Preis für die neuen Aktien ist mit 32 Euro gedeckelt. Der endgültige Stückpreis wird nach dem Ende der Zeichnungsfrist, am 17. November, festgesetzt werden. An der Börse notiert die Erste-Aktie im Moment bei rund 28 Euro.

Die Stiftung, Hauptaktionärin der Ersten, zieht bei der Kapitalerhöhung nicht mit. Laut Treichl fällt sie von derzeit 31 Prozent auf 26,5 Prozent zurück. Die Bezugsrechte der Stiftung kauft die spanische Großsparkasse La Caixa (Criteria) für einen symbolischen Euro. Sie ist schon jetzt mit 5,1 Prozent zweitgrößte Aktionärin der Ersten und stockt damit auf zehn Prozent auf.

In den ersten drei Quartalen hat die Erste Group ihr Betriebsergebnis trotz Krise um gut ein Viertel verbessert. Der Netto-Gewinn halbierte sich jedoch - wegen stark gestiegener Vorsorgen für faule Kredite.