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Erste Hypo-Klage gegen Ex-Aufsichtsräte

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

Bank klagt rund 6,4 Millionen Euro ein - Betroffene bestreiten Fehlverhalten.


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Wien/Klagenfurt.Nach mehreren Klagen gegen Ex-Manager nimmt die Kärntner Hypo nun erstmals auch frühere Aufsichtsräte juristisch aufs Korn. Wie die "Wiener Zeitung" erfahren hat, hat die Bank vor wenigen Tagen beim Landesgericht Klagenfurt eine Schadenersatzklage wegen eines umstrittenen 6,7-Millionen-Euro-Kredits eingebracht, der im Jahr 2005 vergeben worden war. Die Klage soll sich nicht nur gegen die früheren Hypo-Vorstände Wolfgang Kulterer und Günter Striedinger und gegen einen früheren Prokuristen der Bank richten, sondern auch gegen drei Mitglieder des damaligen Kreditausschusses des Aufsichtsrats: Grawe-Vorstand Siegfried Grigg, Kelag-Manager Christoph Schasché sowie den langjährigen Hypo-Aufsichtsrat Gerd Penkner.

Hintergrund der 74 Seiten starken Klage ist der Kauf von Liegenschaften auf der Insel Jakljan in der Nähe der kroatischen Stadt Dubrovnik durch den damaligen Hypo-Großkunden Goran Strok. Die Hypo finanzierte den Deal, wobei Strok die Grundstücke von der Republik Serbien kaufte. Im Grundbuch stand allerdings - nach den Wirrnissen des Jugoslawien-Kriegs - die Republik Kroatien. Das hatte zur Folge, dass Strok das Projekt nicht weiterentwickeln und die Bank auch keine Hypothek eintragen konnte. Offenbar wurde die Angelegenheit bis heute nicht geklärt. Die Hypo wirft den Beklagten vor, die Finanzierung ohne ausreichende Besicherung gewährt zu haben - und ohne dem bestehenden Risiko Rechnung zu tragen. Nach drei erfolglosen Prolongationen sei der Kredit per 31. Jänner 2010 mit rund 8,7 Millionen Euro ausgehaftet. Mittlerweile konnten mehrere Strok-Engagements jedoch im Paket an einen Investor verkauft werden. Unter Berücksichtigung eines Verkaufserlöses von knapp 2,8 Millionen Euro beziffert die Hypo ihren Gesamtschaden mit nicht ganz sechs Millionen Euro.

Vergabe nicht verhindert?

Diese Summe (zuzüglich Zinsen) fordert die Bank von den beklagten Ex-Vorständen und dem früheren Prokuristen. Von den beklagten Ex-Aufsichtsräten werden - vorläufig - insgesamt knapp 440.000 Euro verlangt. Sie hätten als Mitglieder des Kreditausschusses die Finanzierung verhindern müssen, so die Hypo. Insgesamt beläuft sich der Streitwert der Klage also auf gut 6,4 Millionen Euro.

Jene der eingangs genannten Personen, die am Mittwoch für die "Wiener Zeitung" erreichbar waren, gaben an, bisher keine Klage erhalten zu haben. Kulterers Anwalt Ferdinand Lanker bezeichnete allfällige Vorwürfe jedenfalls als "völlig ungerechtfertigt". Kulterers einstiger Vorstandskollege Striedinger hat seinerseits mehrfach ausführlich schriftlich zu der Angelegenheit Stellung genommen: Demnach habe Strok zu jeder Zeit persönlich für das Projekt Jakljan gehaftet. Sein Privatvermögen sei beträchtlich gewesen - er habe damals der Hypo für den Rückkauf von Anteilen seiner Hotel-Gruppe immerhin zehn Millionen Euro bezahlt. Außerdem sei das Projekt Jakljan in Zusammenhang mit der gesamten - um ein Vielfaches größeren - damaligen Strok-Gruppe zu sehen. Was die Grundbuchsangelegenheit anbelangt, betont Striedinger, dass - angesichts eines Steuerbescheids - sogar das kroatische Finanzamt von der Rechtswirksamkeit des Kaufvertrages mit Serbien ausgegangen sei. Der Sukzessionsvertrag zwischen Kroatien und Serbien bezüglich Jakljan sei schon 2004 im kroatischen Parlament bestätigt - dann aber offenbar nicht unterzeichnet worden.

Vorwürfe "gegenstandslos"

Laut Striedinger sind die Mitglieder des Kreditausschusses über mögliche Risiken bei der grundbücherlichen Sicherstellung informiert worden. Das sieht Grigg anders: Es habe keine Hinweise gegeben, dass "irgendein Zweifel am Eigentumsrecht" bestanden habe. Er sehe einer allfälligen Klage gelassen entgegen. Auch Penkner bezeichnet alle Anschuldigungen als "gegenstandslos". Der Kreditausschuss sei gar nicht zuständig gewesen, sondern das Plenum des Aufsichtsrats - das die Finanzierung letztendlich auch abgesegnet hat. Außerdem habe der Vorstand bereits zuvor eine Garantie vergeben, durch die das Geschäft praktisch abgeschlossen gewesen sei. Deshalb gegen den Vorstand vorgehen wollte man nicht, da das Projekt Jakljan offenbar für ein gutes Geschäft gehalten wurde. Schasché wollte keinen Kommentar abgeben. Dem Vernehmen nach bestreiten alle jedes Fehlverhalten. Ursprünglich hat die Hypo überlegt, mehr Personen zu klagen.