Der Wiener Aktienmarkt stand in der zweiten Woche des neuen Jahres möglicherweise am Beginn einer Trendwende. Jedenfalls machten sich erstmals seit Oktober vergangenen Jahres Anzeichen dafür bemerkbar. Wie von Analysten schon mehrfach geäußert, wird es schwierig sein, an die ausgezeichnete Performance der letzten zwei Jahre anzuschließen.
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Mit dem Rückgang lag der Wiener Aktienmarkt im Trend der entwickelten internationalen Börsen. Die ersten Tage der, vor allem in den USA und teilweise auch in Europa, angelaufenen Berichtssaison für die Ergebnisse des vierten Quartals 2004 erfüllten nicht ganz die Vorstellungen der Investoren. Vor allem im Technologiesektor wurden die Umsatz- und Gewinnwarnungen immer häufiger.
Daran vermochten auch die positiven Nachrichten von Intel und Apple nichts zu ändern. Eine nicht zu unterschätzende Belastung ging wieder einmal vom Ölpreis aus. An den Märkten wird eine kurzfristige Öl-Verknappung befürchtet, weil die US-Ölvorräte gesunken und in einigen Teilen der USA die Temperaturen deutlich gefallen sind. Die Aktienmärkte reagieren außerdem immer auf negative Nachrichten wesentlich sensibler als auf positive Meldungen.
Obwohl am Freitag die Verlusteder Vortage teilweise wettgemacht werden konnten, fühlen sich Analysten bestätigt, die eine schwache Aktienkursentwicklung für das erste Quartal 2005 insbesondere an den entwickelten internationalen Börsen prognostiziert hatten.
Auch der Wiener Aktienmarkt wird sich dem Abwärtstrend nicht ganz entziehen können, wenngleich die Voraussetzungen aufgrund der Ostphantasie und der Steuerreform günstiger sind.
Die Tagesumsätze an der Wiener Börse waren im bisherigen Verlauf des neuen Jahres ansprechend. Mit durchschnittlich rund 240 Mio. Euro lagen die Volumina deutlich über dem Jahresdurchschnitt 2004 von rund 153 Mio. Euro und nur wenig unter den hohen Umsätzen im November und Dezember des vergangenen Jahres.
Der ATX gab im Verlauf dieser Woche um 2,05% nach und schloss mit 2.424,34 Punkten auch unter dem Jahresschluss 2004 (2.431,38). Der WBI als Indikator für den Gesamtmarkt schwächte sich um 1,70% auf 934,91 Zähler ab, blieb damit aber über dem Jahresschluss 2004 (928,24). Nur einen leichten Rückgang um 0,78% auf 1.396,21 Punkte verzeichnete der Vienna Dynamic Index.
Im prime market zogen EVN um 6,9% an. Die Analysten der BA-CA haben ihre Empfehlung für den Versorgerwert auf "kaufen" mit einem Kursziel von 62 Euro angehoben. Vom mittlerweile gestiegenen Kurs aus hätte die Aktie noch immer Potenzial für rund 20 %. Im Markt kursierten auch Gerüchte, wonach die Eléctricité de France (EdF) ihre EVN-Anteile aufgestockt hätte und mittlerweile zweitgrößter Aktionär hinter dem Land Niederösterreich sei.
Deutlich fester notierten auch UIAG (+7,1%), Rosenbauer (+6,4%), BETandWIN.com (+5,5%), Brain Force (+5%) sowie Wolford (+4,1%).
Agrana büßte die Vortagesgewinne am Freitag größtenteils wieder ein. Der Zucker-, Stärke- und Fruchtkonzern Agrana berichtete von einer guten Umsatz- und Ertragsentwicklung in den ersten drei Quartalen 2004/05. Neuerlich angezogen haben VA Tech (+2,6%).
Die ATX-Schwergewichte drehten durchwegs ins Minus, allen voran Erste Bank (-5,4%), Wienerberger (-3,5%), BA-CA (-2,4%) und OMV (-2%). Lediglich Telekom Austria schaffte ein kleines Plus von 1,5%.
Zu den größten Verlierern der Woche zählten auch Palfinger (-7,2%), S&T (-7%), voestalpine (-5,5%), Investkredit (-5,3%), BWT (-5,1%), JoWooD (-4,7%) und Mayr-Melnhof (-4%).
Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift "bankundbörse"