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Erste zahlt Staatshilfe zurück: Hübscher Gewinn für Bund

Von Karl Leban

Wirtschaft

Die Republik dürfte deutlich mehr als 200 Millionen Euro verdient haben.


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Wien. Schon 2011 wollte die Erste Group die staatliche Kapitalhilfe zurückzahlen. Die Staatsschuldenkrise und Milliardenabschreibungen im eigenen Haus machten der Bank dann aber einen Strich durch die Rechnung. Nun - zwei Jahre später - scheint die Rückzahlung unter weit besseren Vorzeichen zu stehen. Jedenfalls hat die Erste zu Wochenbeginn angekündigt, die Staatshilfe von 1,224 Milliarden Euro im dritten Quartal zu retournieren.

Bleibt es dabei, kann die Republik ihren Schuldenstand senken - und zwar "um 0,2 Prozentpunkte", wie es im Finanzministerium heißt. Zuletzt lag die Staatsschuldenquote bei 74,6 Prozent. Sollte die Regierung die Gelder nun jedoch anderweitig einsetzen (Teile davon etwa für das aktuell diskutierte Konjunkturpaket), wäre das "Maastricht-wirksam" und würde das Budgetdefizit automatisch erhöhen. Bei der Staatshilfe für die Erste handelt es sich nämlich um ein Darlehen, das laut Finanzministerium weder bei der Aufnahme noch zum Rückzahlungszeitpunkt für das Maastricht-Defizit wirksam war und ist.

Ein ordentliches Geschäft

Die Erste hatte die staatliche Kapitalhilfe 2009 abgerufen, am Höhepunkt der Finanzkrise. Seither hat der Bund jedes Jahr eine achtprozentige Dividende von fast 98 Millionen Euro kassiert, bisher also alles in allem rund 392 Millionen Euro. Wobei nach der Rückzahlung noch eine aliquote Dividende für das heurige Jahr hinzukommen soll. Am Ende wird die Republik somit ungefähr 450 Millionen Euro eingenommen haben. Ein ordentliches Geschäft - denn der Gewinn dürfte etwa die Hälfte davon ausmachen: deutlich mehr als 200 Millionen Euro. Die Hälfte deshalb, weil sich der Bund für seine Geldspritze verschuldet hatte und als Schuldner im Regelfall zirka vier Prozent Zinsen zahlt.

Baldige Kapitalerhöhung

Zurückzahlen will Erste-Chef Andreas Treichl nicht nur das staatliche Partizipationskapital (verbrieft keine Stimmrechte), sondern auch das private. Insgesamt geht es um 1,76 Milliarden Euro. Um das daraus entstehende Loch beim Eigenkapital zumindest teilweise zu stopfen, plant die Erste eine rund 660 Millionen Euro schwere Kapitalerhöhung, die im dritten Quartal durchgeführt werden soll. Die Bankführung geht davon aus, mit dieser Kapitalerhöhung jene Zielquote von zehn Prozent, die das neue Kapitalregime Basel III beim harten Kernkapital fix vorschreibt, bis Dezember 2014 zu erreichen. Mit der Kapitalerhöhung, aber ohne das Partizipationskapital sowie Gewinnrücklagen hätte die harte Kernkapitalquote zuletzt (per Ende des ersten Quartals) 10,2 Prozent betragen, so die Bank.

Dass die Erste-Aktie am Montag in einem schwachen Börsenumfeld bis zu acht Prozent und mehr verlor, hat vor allem mit einer Gewinnwarnung des Instituts zu tun. Beim Betriebsgewinn wird für 2013 nun ein Rückgang um bis zu fünf Prozent erwartet.