)
Boom bei Online-Bestellungen. | Neue Konzepte für Kataloge notwendig. | Wien. Die heimischen Versandhändler verspürten im ersten Halbjahr 2007 einen "ersten leichten Luftzug der guten Konjunktur", sagt Stefan Mumelter, Geschäftsführer des Handelsverbandes, der die großen Versandhandelshäuser vertritt. Für das vergangene Jahr gebe es zwar noch keine genauen Zahlen, die Umsätze seien jedoch nur stagniert.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Laut Statistik Austria setzte der heimische Versandhandel 2005 rund 1,3 Mrd. Euro um. Auch hier liegen keine Daten für 2006 vor, es habe aber jedenfalls einen Umsatzrückgang gegeben, heißt es. Die Statistiker grenzen den Versandhandel für ihre Berechnungen allerdings anders ein als der Handelsverband.
Damit hat sich die Branche in Österreich deutlich flauer entwickelt als in Deutschland, wo sich die Versender 2006 über ein Umsatzplus von 5,1 Prozent auf 27,6 Mrd. Euro freuen durften. Die Deutschen hätten allerdings eine längere Durststrecke hinter sich und seien von einem deutlich niedrigeren Niveau gestartet, relativiert Mumelter. Die großen Player der heimischen Branche steckten vielfach gerade in Umstrukturierungsprozessen, vor allem in der Logistik und im Marketing, so Mumelter. Umsatzsprünge machten 2006 hauptsächlich kleine - nicht vom Verband vertretene - Internet-Handelsfirmen.
Internet als Motor
Der über das Internet generierte Umsatz ist auch bei den Universalanbietern der wesentliche Wachstumstreiber. Bei Quelle ist die Zahl der Internetbestellungen im ersten Halbjahr um 60 Prozent gestiegen, das Versandhaus verzeichnete in den ersten sechs Monaten 2007 erstmals wieder ein deutliches Umsatzplus von 8 Prozent.
Die Otto Gruppe mit den beiden etwa gleich starken Schienen Otto und Universal Versand hat nach eigenen Angaben im Geschäftsjahr 2006/07 (per Ende Februar) 20 Mio. Euro Online-Umsatz gemacht - und das bei einem Gesamtumsatz von 189 Mio. Euro (plus 1,6 Prozent). Im ersten Quartal 2007/2008 hätten sich die Internet-Umsätze verdoppelt, erklärt Harald Gutschi, Sprecher der Geschäftsführung, ohne konkrete Zahlen zu nennen.
Auch bei dem kleinen französischen Modeversender La Redoute macht der Anteil des Internet-Umsatzes mittlerweile rund 40 Prozent aus - Tendenz stark steigend, wie Marketingchefin Sandra Meyer erzählt.
Weg vom dicken Wälzer
Das neue Medium bringt jedoch den traditionellen Versandhaus-Katalog in Bedrängnis. Der dicke Wälzer ist nicht mehr zeitgemäß, Individualisierung ist angesagt: Künftig werden dem Konsumenten mehrere, auf ihn maßgeschneiderte Kataloge statt einem einzigen Universalwerk ins Haus flattern, sagt Mumelter. So erhält ein durchschnittlicher Otto-Kunde bereits jetzt etwa 30 Kataloge im Jahr.
Ein Trend, der die Österreichische Post freuen dürfte: Damit wären Zustellprobleme mit den für die neuen Brieffächern oft zu dicken Hauptkatalogen vom Tisch. Außerdem winken durch die vermehrten Sendungen mehr Einnahmen - und zwar auch von jenen Versandhandelsunternehmen, die ihre Pakete nicht mehr von der Post, sondern seit kurzem vom Konkurrenten Hermes transportieren lassen. Bisher ist dies nur die Otto Gruppe, doch weitere Versender werden folgen, ist Mumelter überzeugt.
Post-Generaldirektor Anton Wais rechnet damit, dass dem gelben Fuchs heuer ungefähr 4 Millionen Pakete weggeschnappt werden.