Gesamte Mannschaft geschlossen gegen seine Forderung nach Todesstrafe.
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Wien. "Wer das Gold hat, macht die Regeln." Wer so tickt, und das tut der Milliardär und Parteigründer Frank Stronach, findet auch nichts dabei, die Wiedereinführung der Todesstrafe zu fordern. Nun könnte hier erläutert werden, dass dies mit europäischen Werten kaum vereinbar wäre oder Stronach seit der letzten Hinrichtung im Jahr 1950 der erste namhafte Politiker ist, der so etwas fordert. Doch das wäre zu viel der Ehre für einen im Kern bizarren Vorschlag; Stronach will die Todesstrafe nämlich "auf Berufskiller" beschränken. Müsste die Finanz dann überprüfen, ob auch Geld floss vor dem Mord?
Der Sager wird verpuffen und höchstens als schräge Anekdote eines (bisher) ruhigen Wahlkampfs in die Geschichte eingehen. Nachhaltiger prägen könnte er aber die interne Verfassung des Teams Stronach. Denn erstmals hat sich die Partei geeint gegen den eigenen Chef gestellt und ihm seine Grenzen aufgezeigt.
Länder wollen arbeiten
In einer Aussendung ließ sein Pressesprecher Stronach erklären, dass es sich um eine "persönliche" Ansicht handle, die nicht Teil des Parteiprogramms seiner Bewegung sei. Zuvor hatten sich seine engste Mitarbeiterin Kathrin Nachbaur und auch drei Landesobleute des Teams Stronach, Elisabeth Kaufmann-Bruckberger (NÖ), Gerhard Köfer (Kärnten) und Hans Mayr (Salzburg), klar davon distanziert.
Warum sich die Landesobleute besonders exponieren, hat einen simplen Grund: Sie sind in Regierungs- oder Koalitionsverantwortung. Was Stronach in Interviews launig von sich gibt, müssen sie im Polit-Alltag ausbaden. Sager über die Todesstrafe können der Todesstoß sein für die Zusammenarbeit mit anderen Parteien.
Widerstand, wenn auch weniger deutlich, ist nicht neu im Team. Als Stronach die Gewerkschaften frontal attackierte, sprach sich der Salzburger Mayr für die "wichtige Säule" aus. In Niederösterreich stimmte Kaufmann-Bruckberger dem Budget von Erwin Pröll zu, obwohl Stronachs Vertrauter dagegen war.
Nach den Wahlen wird Stronach aus steuerlichen Gründen viel in Kanada sein. Die Todesstrafenepisode könnte eine gelungene Generalprobe gewesen sein, wie dann mit allzu schrägen transatlantischen Zurufen umzugehen ist.