)
Striedinger sieht sich als Sündenbock und will Bank klagen. | "Ich konnte als Einzelperson gar nichts entscheiden." | Wien. Kaum eine Woche vergeht, ohne dass in der Causa Hypo Alpe Adria neue Vorwürfe auftauchen - und zwar bevorzugt gegen deren ehemaligen Vorstand Günter Striedinger. Nun ist eine erste der Anschuldigungen allerdings bereits wieder vom Tisch.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wie die Staatsanwaltschaft Klagenfurt am Freitag auf Anfrage der "Wiener Zeitung" bestätigte, wurde ein Ermittlungsverfahren rund um zwei Kreditengagements der Hypo in Kroatien ("Saponia" und "Brodomerkur") eingestellt. Auslöser für die Erhebungen war eine Anzeige der FMA wegen des Vorwurfs der Bilanzfälschung gewesen. Neben Striedinger wurde auch gegen Ex-Hypo-Aufsichtsratschef Karl-Heinz Moser und dessen früheren Vize, Grawe-Chef Othmar Ederer, ermittelt.
Alle drei sind nun in dieser Causa aus dem Schneider: Laut Staatsanwaltschaft erfolgte die Einstellung der Ermittlungen "aus rechtlichen Gründen und Beweisgründen". Verwiesen wird auf Paragraph 190 der Strafprozessordnung: Dort heißt es, dass die Staatsanwaltschaft von der Verfolgung einer Straftat abzusehen und das Ermittlungsverfahren insoweit einzustellen hat, als eine Tat nicht mit gerichtlicher Strafe bedroht ist, die weitere Verfolgung des Beschuldigten aus rechtlichen Gründen unzulässig wäre oder kein tatsächlicher Grund zur weiteren Verfolgung des Beschuldigten besteht.
Angesichts des Gesamtumfangs der Causa Hypo konnte die Staatsanwaltschaft keine Angaben dazu machen, ob auch noch andere Sub-Verfahren bereits wieder eingestellt wurden.
Für Striedinger ist die Entscheidung jedenfalls ein erster wichtiger Teilerfolg. Im Zuge der Ermittlungen habe sich herausgestellt, dass die Bank die zwei besagten Kreditengagements erst im Dezember 2006 - also mehrere Monate nach seinem Ausscheiden aus der Bank - eingegangen sei, so der frühere Kredit- und Auslandsvorstand zur "Wiener Zeitung". Ähnlich gehaltvoll wären auch alle anderen Anschuldigungen gegen ihn.
Bis jetzt sechs Anzeigen
Striedinger gibt sich jedenfalls überzeugt, dass auch weitere Verfahren bald vom Tisch sein werden: So gebe es Signale, Vorwürfe in Zusammenhang mit einer vielzitierten Hubschrauberfinanzierung in Kroatien fallen zu lassen. Ihm werde hier vorgeworfen, im Nachhinein zum Schaden der Bank auf Sicherheiten verzichtet zu haben, erzählt Striedinger, allerdings habe sich dann herausgestellt, dass es diese Sicherheiten überhaupt nie gegeben hat.
Bis jetzt seien ihm insgesamt sechs Anzeigen zugegangen, erklärt Striedinger. Jene der FMA wäre die erste davon gewesen. Die zwei jüngsten Vorwürfe, nämlich bei einer konzerninternen Kapitalerhöhung mitgeschnittenen zu haben und Teil einer kriminellen Vereinigung rund um den kroatischen Ex-General Vladimir Zagorec gewesen zu sein, kenne er nur aus den Medien. Es gebe keinerlei konkrete, schriftliche Unterlagen, überhaupt erfahre er die Vorhaltungen und Anschuldigungen überwiegend aus den Medien. Striedinger sieht sich als Sündenbock: Sämtliche Vorwürfe seien "in keinster Weise nachvollziehbar". Alle wichtigen Entscheidungen seien seinerzeit von den zuständigen Gremien abgesegnet worden. Er hätte als Einzelperson gar nichts entscheiden können.
Bis etwa Ende August will Striedinger nun eine Verleumdungsklage gegen die Hypo einbringen - und gegebenenfalls auch auf Schadenersatz pochen: Sein Unternehmen - die Investment-Firma Rubicon - wäre durch die öffentlichen Anschuldigungen "schwerstens geschädigt worden".
Vermögen nicht zeigen
Angesprochen darauf, warum viele Balkan-Geschäfte der Hypo über undurchsichtige Firmenkonstruktionen in Liechtenstein abgewickelt wurden, meint Striedinger, dass es tausende Finanzierungen ohne Liechtenstein-Bezug gegeben habe. Einige Kunden in Ex-Jugoslawien hätten jedoch steuerliche Vorteile gesucht und wollten außerdem ihre Vermögensverhältnisse in ihrem eigenen Land nicht offensichtlich zeigen. In der öffentlichen Debatte würden aber immer einzelne Fälle überbetont - etwa die Geschäftsbeziehung zu Zagorec.