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Erstes Krisen-Opfer in Österreich

Von Karl Leban

Wirtschaft

Staat haftet für Kreditlinien von 400 Millionen. | Nationalbank schießt 50 Millionen Euro zu. | Akute Probleme nach massiven Geldabflüssen. | Wien. Jetzt hat die um sich greifende Finanzkrise auch in Österreich ein erstes, prominentes Opfer gefordert: Erwischt hat es die Constantia Privatbank (CPB), die von ihrer Führungsriege noch vor kurzem als "kerngesund" gepriesen wurde. | Kopfzerbrechen für den Finanzminister | Das Constantia-Rettungspaket | Man muss es sich leisten können, nicht zu verkaufen


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Das noble Wiener Institut - seit gut zwei Jahrzehnten verwaltet es das Geld vermögender Kunden - ist wegen eines drohenden Liquiditätsengpasses in akute Schieflage geraten. Um Schlimmeres zu verhindern, wurde es aufgefangen - in einem konzertierten Kraftakt der fünf größten heimischen Banken, der Nationalbank und der Republik.

Neue Eigentümer über Nacht

Ab sofort steht die Constantia unter dem Kommando der UniCredit Bank Austria, der Erste Bank, der Raiffeisen Zentralbank, der Österreichischen Volksbanken AG und der Bawag, die schon bisher größte Kreditgeber waren. Sie schießen nun 400 Millionen Euro an Liquidität ein (für die der Staat haftet), übernehmen im Gegenzug sämtliche Anteile und führen die Bank weiter. Daneben werden der CPB von der Nationalbank weitere Kreditlinien von 50 Millionen Euro eingeräumt.

Bis dato stand das vom legendären Industriemagnaten Herbert Turnauer gegründete Haus im Eigentum von dessen Tochter Christine de Castelbajac. Die Turnauer-Erbin wollte ihre Bank heuer ursprünglich um viel Geld verkaufen. Der Verkaufsprozess war bereits weit fortgeschritten, wurde dann jedoch wegen der Turbulenzen an den Finanzmärkten wieder ausgesetzt (die "Wiener Zeitung" berichtete).

Für die CPB soll die steinreiche Erbin - ihr gehört der börsenotierte Verpackungsspezialist Constantia Packaging - jetzt lediglich einen symbolischen Euro bekommen haben. Wie sich das 100-Prozent-Paket nach ihrem Notverkauf unter den fünf eingesprungenen Geschäftsbanken aufteilt, darüber wurde offiziell Stillschweigen vereinbart. Die Aufteilung soll aber nach der jeweiligen Größe der Institute gestaffelt sein.

Zuletzt hatte die Constantia Privatbank, zu deren Kundschaft primär Stiftungen und wohlhabende Privatkunden, aber auch Banken, Versicherer, Pensionskassen und Unternehmen zählen, über neun Jahre hindurch ein Rekordergebnis nach dem anderen einfahren können - bis 2007. Grund für ihren jähen Absturz waren massive Geldabflüsse, die sich in den vergangenen Tagen dramatisch zugespitzt haben.

Große Kunden der Bank seien regelrecht geflüchtet, heißt es dazu in der heimischen Finanzbranche. Als Investmentbank und Vermögensverwalter ist die CPB in engen Segmenten tätig, immerhin fungiert sie für rund 250 Fonds als Depot-Bank. Die jüngsten Ereignisse haben sie deshalb buchstäblich überrollt. Welches Geldvolumen aus der Bank abgezogen wurde, ist nicht bekannt. Es soll sich jedoch im Ausmaß der nun zur Verfügung gestellten Liquidität von insgesamt 450 Millionen Euro bewegen.

Vertrauensverlust bei Kunden

Der Exodus vieler Kunden steht in direktem Zusammenhang mit einem Vertrauensverlust, den undurchsichtige Zahlungsströme innerhalb der börsenotierten Immobilien-Gesellschaften Immofinanz und Immoeast bewirkt haben. Für beide Unternehmen gab es einen Managementvertrag mit der Constantia, der erst vor kurzem aufgelöst wurde. Die Bank selbst ist erst unlängst in das Visier der Staatsanwaltschaft geraten - nach einer Anzeige der Finanzmarktaufsicht vor fast zwei Wochen laufen mittlerweile Erhebungen wegen des Verdachts der Bilanzmanipulation.

In der Anzeige geht es Medienberichten zufolge um rund 40 Millionen Immofinanz-Aktien, die bei drei Tochterfirmen der Constantia geparkt worden seien. Die Bank soll die Papiere mit einem Darlehen der Immofinanz erworben haben. Aufklärungsbedürftig ist dabei vor allem die Rolle des früheren Vorstandschefs der Bank, Karl Petrikovics, der im Oktober auch als Chef von Immofinanz und Immoeast den Hut genommen hat.

Auffanglösung notwendig

Notenbank-Gouverneur Ewald Nowotny bestätigt den starken Vertrauensverlust, hinter dem Probleme mit den Immobilienfirmen gestanden seien. Die Auffanglösung für die Constantia Privatbank sei vor allem deshalb notwendig gewesen, weil sie als Depot-Bank rund sieben Milliarden Euro an Fondsvermögen verwaltet.

"Unser Hauptinteresse war, für die mehr als 250 Fonds, um die es hier geht, einen sicheren Hafen zu gewährleisten", sagte Nowotny am Freitag im ORF-Radio. "Denn das ist der Bereich, der von Gesamtinteresse für den Finanzplatz Österreich ist." Durch die Finanzkrise seien die Schwierigkeiten der Bank nicht ausgelöst worden, betonte der Nationalbank-Gouverneur. Sie seien dadurch aber verstärkt worden.