Keinen Silberstreif am Horizont gibt es für den heimischen Handel: Ausgehend von einer schwachen Basis der vergangenen Jahre könnten die Erträge heuer noch weiter schrumpfen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Grund dafür sei eine ruinöse Preisabschlagspolitik, aber auch ein "Einkaufsdiktat" der Industrie, erklärte Erich Lemler, Obmann der Bundessparte Handel in der WKÖ, gestern in einem Pressegespräch. Angesichts der wenig erfreulichen Lage seien nun Mut und Kreativität im heimischen Handel gefragt, meinte Lemler. So könnten viele eine ganze Palette an Servicedienstleistungen für die Kunden realisieren.
Wie aus der jüngsten Auswertung des Instituts für Gewerbe- und Handelsforschung (IfGH) von rund 14.000 Jahresabschlüssen 2000 und 2001 von Handelsunternehmen mit weniger als 100 Mill. Euro Jahresumsatz hervorgeht, ging die durchschnittliche Umsatzrentabilität auf 1,6% (nach 1,8% im Zeitraum 1999/00) zurück.
Die Großhandelsunternehmen liegen mit 1,9% im Schnitt besser als der Einzelhandel mit durchschnittlich 1,3%. Der Kfz-Handel schneidet dabei mit 0,9% am schlechtesten ab. Im Vergleich zur früheren Untersuchung blieb die Ertragskraft im Einzelhandel gleich, im Groß- und Kfz-Handel war sie rückläufig.
Etwas höhere Umsatzrenditen wiesen 2000/01 im Einzelhandel die Sparten Elektro mit 2,9%, Bekleidung mit 2,7% sowie Drogerien und Parfümerien (2,4%) auf. Negativ sind die ganz großen Branchen: Die geringste Ertragskraft hatten Einzelhändler mit Lederwaren (minus 2,5%) und der Möbelhandel (minus 0,7%) sowie der Lebensmittelhandel (minus 0,6%). Laut der Erhebung schrieben im untersuchten Zeitraum 53% der Unternehmen schwarze Zahlen nach 56% zuvor. Positives Eigenkapital wiesen 58% nach 56% der Betriebe auf.
Die Zahl der Handelsunternehmen geht netto - also Neugründungen minus aufgegebener oder insolventer Betriebe - jährlich um 700 zurück. Im Schnitt beträgt die Eigenkapitalquote der Handelsbetriebe rund 22%, wobei sie mit steigender Betriebsgröße zunimmt. Eine Insolvenz- oder Betriebsaufgabewelle sei aber nicht zu erwarten.
Ende der Flächenexpansion?
Aufgrund der rückläufigen Ertragskraft einiger Großbetriebe ortet Peter Voithofer vom IfGH ein Ende des expansiven Flächenwachstums im Handel. "Mit ihrem Filialnetz kannibalisieren sich einige Unternehmen selbst", so Voithofer. Österreich habe bereits jetzt mit 1,5 Quadratmeter eine höhere Pro-Kopf-Verkaufsfläche als Deutschland (zwischen 1,2 und 1,3 m²). Unterdessen seien aber die Bestrebungen einiger Unternehmen bekannt, weiter expandieren zu wollen, stellte Lemler fest. So seien etwa weitere Einkaufszentren in Planung.