Zum Hauptinhalt springen

Erweiterung des Internet-Adressraums

Von Waldemar Hummer

Kommentare
Waldemar Hummer ist Universitätsprofessor für Europa- und Völkerrecht an der Universität Innsbruck. Foto: privat

Die Europäische Kommission ermuntert sowohl Internet-Anbieter als auch -Nutzer in der EU bis 2010 auf die neue Version des Internet-Protokolls umzusteigen. | ermuntert sowohl Internet-Anbieter als auch -Nutzer in der EU bis 2010 | auf die neue | Version des | Internet-Protokolls umzusteigen. | Der wachsende Bedarf an Internet-gestützten Dienstleistungen lässt sich aufgrund der immer knapper werdenden Internet-Adressen künftig nur noch decken, wenn entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die Internet-Nutzer und -Anbieter müssen daher zum Umstieg auf eine neue Version des "Internet-Protokolls" (IP) ermutigt werden. Das IP ist ein gemeinsames Element der Internet-Architektur, das jedem Gerät oder Produkt, das mit dem Internet verbunden ist, eine Nummer oder "Adresse" zuteilt, damit es mit anderen Geräten beziehungsweise Produkten kommunizieren kann.

Die derzeit seit 1984 genutzte Version 4 des Internet-Protokolls (IPv4) stellte etwa 4,3 Milliarden Adressen bereit, von denen allerdings nur mehr circa 700 Millionen oder 16 Prozent für neue Verbindungen verfügbar sind.

Im Hinblick auf dieses seit längerem bekannte Problem hat die Internetgemeinschaft daher das neue Protokoll IPv6 entwickelt, das seit Ende der 90er-Jahre schrittweise eingeführt wird und das eine unvorstellbar große Zahl (3,4 x 1038 oder 2128) von Adressen zur Verfügung stellen wird.

IPv6 ermöglicht zudem bestimmte Merkmale, die IPv4 nicht bieten konnte - wie zum Beispiel Dienstequalität, Autokonfiguration sowie Sicherheit und Mobilität.

IPv6 ist nicht direkt mit IPv4 interoperabel, kann jedoch parallel zu IPv4 auf demselben Gerät und in demselben physischen Netz betrieben werden. Diese Lösung, die als "Dual Stack" bezeichnet wird, wird voraussichtlich zehn bis zwanzig Jahre dauern. Weitere Standards und Technologien wie das sogenannte "Tunnelling" ermöglichen es darüber hinaus, IPv6-Pakete mit Hilfe von IPv4-Adressier und -Routing-Mechanismen zu übertragen.

Die Europäische Kommission hat sich bereits 2002 in ihrer Mitteilung "Internet der nächsten Generation - Vorrangige Maßnahmen beim Übergang zum neuen Internet-Protokoll IPv6" für eine baldige Verbreitung dieses Protokolls in Europa ausgesprochen. In Folge dieser Mitteilung wurden mehr als 30 europäische F&E-Vorhaben in Sachen IPv6 finanziert.

Aktionsplan der EU-Kommission

Da die Einführung dieses neuen Protokolls trotzdem nur sehr langsam vorangeht, hat die Kommission im Mai 2008 einen Aktionsplan vorgelegt. Dieser enthält eine Reihe von Maßnahmen, die dazu beitragen sollen, IPv6 bis 2010 in der EU allgemein zu verbreiten. IPv6 soll damit in drei Jahren in 25 Prozent der Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen und Haushalten genutzt werden.

Diesbezüglich möchte die Kommission bereits bis Ende 2008 Zusagen von mindestens 100 Betreibern der wichtigsten europäischen Webseiten wie etwa Rundfunksender oder Online-Nachrichtendienste erhalten. Dieser Aktionsplan ist Teil der Lissabon-Strategie und der "i2010-Initiative über eine europäische Informationsgesellschaft für Wachstum und Beschäftigung" [KOM(2005) 229].

Nach der Judikatur des Europäischen Gerichtshofs in der Rechtssache C-275/06 (Promusicae/Telefónica) können IP-Adressen als personenbezogene Daten angesehen werden, die unter die Datenschutzrichtlinien für elektronische Kommunikation fallen.

In diesem Zusammenhang hat die nach Artikel 29 der Richtlinie 95/46/EG eingerichtete Datenschutzgruppe bereits Bedenken wegen eventueller Datenschutzprobleme im Zusammenhang mit IPv6 geäußert. Die Kommission wird diesbezüglich auf die Kenntnisse der "Europäischen Agentur für Netz- und Informationssicherheit" (ENISA) mit Sitz in Heraklion/Kreta zurückgreifen.

europarecht@wienerzeitung.at