Zum Hauptinhalt springen

Erwin & Ella: Geist & Swing

Von Reinhold Aumaier

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 25 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Ja, schon wieder Hochkultur · Nahrung für Herz und Hirn; und nicht "Wenn die Musi spielt"; oder Actionfilm/Actionthriller/Erotikthriller/Horrorfilm · so die Programmierung samstagabends und -

nächtens auf ORF 1. Hauptsach, es t(h)rillert. Als ob der prolongierte Sondierungsthriller auf politischer Ebene nicht ein für alle Mal reichte!

Ab also letzten Sonntag um 19 Uhr einmal mehr zu Arte. Die dort platzierte "gute Stunde" ist in Zeiten wie diesen Balsam für die Seele. In verrohenden und vertrottelnden Dekaden hilft einfach nur

mehr die höchste Dosis an Geist & Swing · zwei Eckpfeiler für das körperlich-seelisch-geistige Wohl. Zuerst brachte "Maestro" Teil 1 des Porträts der "First Lady of Jazz", Ella Fitzgerald. Natürlich

kennt man dies und das zur Genüge; etwa ihren ersten großen Erfolg "A Tisket A Tasket". Doch dann kommt einem plötzlich vor Augen und zu Gehör, welche Schätze da in den US-TV-Archiven schlummern. In

einer Frank-Sinatra-Show singt sie "Angel Eyes" auf eine Art, die einen mit gleichsam holder Kunst in eine bessere Welt entführt. Wenn sie mit Nat King Cole am Klavierbankerl sitzt und beide ein

Duett hinlegen, dass man glaubt, nun sei der Höhepunkt erreicht, rührt sie einen im Schlussgesang des ersten Teils, "I Want something To Live For", einfach "nur" zu Tränen. Eine Jahrhundertfigur wie

sie ist der 94-jährige Biochemiker Erwin Chargaff. Den Kopf dieses von Geist durchdrungenen Menschen in einer weiteren Folge der "Visionen zum Millennium" sprechen sehen zu dürfen, war von ähnlichem

Rang.