Zum Hauptinhalt springen

Es begann mit "Pferde-Curen"

Von Heiner Boberski

Wissen
Tierärzte setzen eine Sonde beim Pferd (aus dem historischen Archiv der Hochschule).
© Vetmeduni Vienna

Die Veterinärmedizinische Universität Wien, eine Gründung Maria Theresias, wird 250 Jahre alt.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Der Titel "Alma Mater Theresiana" ist der 1751 gegründeten Militärakademie in Wiener Neustadt vorbehalten. Doch die Veterinärmedizinische Universität (Vetmeduni) in Wien verdankt ihren Ursprung der gleichen Herrscherin - und ebenfalls einem martialischen Grund: der Behandlung von Militärpferden. Maria Theresia, Ehefrau des deutschen Kaisers Franz I. Stephan, Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn, rief sie am 24. März 1765 ins Leben, indem sie verfügte: "Ich habe beschlossen, hier eine Lehrschule zur Heilung der Viehkrankheiten errichten zu lassen ..."

Die Wiener Veterinärschule, nach Lyon und Alfort bei Paris weltweit erst die dritte solche Einrichtung, nahm 1767 als "Pferde-Curen- und Operationsschule" in der heutigen Favoritenstraße 3 ihren Betrieb auf. Im Hintergrund stand, dass man für den Krieg gesunde Pferde brauchte und die bisher oft Quacksalbern überlassene Tiermedizin regeln und kontrollieren wollte.

Weitere Schritte in Richtung der späteren Hochschule folgten. 1775 richtete man an der medizinisch-chirurgischen Fakultät der Universität Wien für Paul Adami einen - vier Jahre später wieder aufgelösten - Lehrstuhl für Tierseuchen ein. 1777 wurde in der Rabengasse 57 unter der Leitung von Johann Gottlieb Wolstein das "k.k. Thierspital" eröffnet, das 1812 als "k.k. Thierarzney-Institut" in die medizinisch-chirurgische Fakultät der Uni Wien eingegliedert wurde. Die Professoren wurden 1816 Universitätsprofessoren gleichgestellt. 1823 bekam diese Einrichtung einen neuen Campus in der Linken Bahngasse.

Das Tierspital bedeutete eine Novität, die Tierbesitzern ermöglichte, kranke Tiere behandeln zu lassen, Lehrer und Schüler mit Patienten versorgte und so dem Konzept einer Verbindung von Lehre und Forschung diente. Zum Studium (1841 führte man "Magister der Thierheilkunde" ein) waren vorerst nur Studenten oder Absolventen der Humanmedizin, die sich zusätzlich zum "Tierarzt" ausbilden ließen, sowie Schmiede zugelassen, erst ab 1849 auch Absolventen normaler Schulen.

1850 schied das Institut aus dem Universitätsverband aus und wurde 1852 als "k. (u.) k. Militär-Thierarznei-Institut" dem Kriegsministerium unterstellt. Die wichtigste von etlichen Reformen erfolgte am 31. Dezember 1896 mit der Hebung des Instituts auf das Niveau einer Hochschule mit Habilitationsrecht. An der nun dem Unterrichtsministerium zugehörigen "Tierärztlichen Hochschule" gab es immer wieder Proteste der Zivilstudenten wegen Bevorzugung der Militärhörer, die oft nur Kurschmiede waren. 1908 wurde das Doktorat eingeführt, Kurschmieden zum letzten Mal das Tierarzt-Diplom ausgestellt.

Erste Frau absolvierte 1939

Erst nach dem Ersten Weltkrieg durften Frauen Tiermedizin studieren, als erster gelang 1939 Honorata Knopp ein Studienabschluss. 2015 sieht die Welt anders aus: An der seit 1975 Veterinärmedizinische Universität genannten Einrichtung sind derzeit 80 Prozent der ungefähr 2300 Studierenden, von denen rund 250 pro Jahr ihr Studium abschließen, weiblich.

Seit September 2010 ist auch eine Frau Rektorin: die Molekularbiologin Sonja Hammerschmid, die 2013 bis zum Jahr 2018 in ihrem Amt bestätigt wurde. "Mit einem Blick zurück und einem nach vorne bin ich überzeugt, dass unsere Universität für das nächste Vierteljahrtausend gerüstet ist", kommentiert sie das heurige Jubiläum.

Der Wechsel 1996 vom langjährigen Standort in Wien-Landstraße, den heute die Musikuniversität Wien nützt, an die aktuelle Adresse in Floridsdorf - Veterinärplatz 1 - sei ein "Meilenstein" gewesen, sagt Hammerschmid, "wir haben uns vervielfacht." Es gibt 1300 Mitarbeiter, darunter 35 Professoren, an den fünf Universitätskliniken, wurden 2014 45.000 Tiere medizinisch versorgt. Die Rektorin verweist auf beachtliche Kennzahlen im internationalen Vergleich. In etlichen Schwerpunkten sei die Forschung auf Top-Niveau, die Einwerbung von Forschungsfördermitteln wurde stark erhöht. Nicht sehr gestiegen ist die Zahl der Studierenden, da seit 2005 alle Studien an der Vetmeduni zugangsbeschränkt sind. Für Hammerschmid ist das "immens wichtig, um Qualität bieten zu können."