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Es bleibt ja noch der Opernball

Von Christoph Rella

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Bernie Ecclestone schmollt. Und irgendwie erinnert er dabei an den Baumeister Richard Lugner, der erfährt, dass er keine Loge beim Opernball mehr bekommt. Grund: Der Brite ist seit dem Besitzerwechsel in der Formel 1 nicht mehr willkommen. "Sie wollen nicht, dass ich zu den Rennen komme", sagte er am Montag der Zeitung "Daily Mail" über die neue Führung rund um seinen Nachfolger Chase Carey. Demnach habe Carey seinem Büro mitgeteilt, es gebe nicht genügend Logen - äh, Büros - an der Strecke, erklärte Ecclestone erbost. Und das, obwohl er nach seiner Entfernung von der Spitze des Konzerns nach wie vor als Ehrenpräsident der Formel 1 fungiere. Aber: "Sie haben mich auf so einen hohen Posten in der Firma befördert, dass ich nicht sehen kann, was passiert", sagte der 86-Jährige, dem erst jetzt wirklich gedämmert ist: "Ich wurde gefeuert." Tja, so ist es.

Dass es soweit kam, hatte aber einen guten Grund. Eigentlich sehr viele, um genau zu sein - und dabei ist die Tatsache, dass Ecclestone dem Rennzirkus schon viel zu lange als Chef vorstand und seine Pensionierung deshalb gewissermaßen angezeigt war, nicht der einzige Anhaltspunkt für seine Unerwünschtheit. Es waren auch seine Wortspenden und Affären, die ihn untragbar erscheinen ließen. Seine Sicht auf die Politik Hitlers ist ebenso in schlechter Erinnerung wie der Versuch, eine Regionalwahl in Spanien zu beeinflussen. Von den Bestechungsvorwürfen gegen ihn gar nicht erst zu reden.

Ecclestone mag das alles anders sehen. Das Mitleid ob seiner Demontage hält sich dennoch in Grenzen. Man muss halt wissen, wann es Zeit zum Gehen ist. Aber immerhin hat der Brite in seinem Schweizer Exil jetzt viel Zeit - etwa für einen Opernballbesuch. Eine Loge sollte für den Träger des Goldenen Ehrenzeichen um Verdienste für die Republik Österreich ja doch noch drin sein. Mit oder ohne Lugner.