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Am Montagmorgen war die am Vorabend noch leicht besserwisserische Skepsis wie verflogen, mit der man die über Wochen aufgebaute Spannung noch ein bisschen verlängert hatte: Die endliche Einigung im US-amerikanischen Schuldenstreit sei nun fix, verkündete die "ZIB". Eigentlich war ja kaum anderes zu erwarten, so spannend der Count-Down von den Akteuren auch gestaltet und die Dramatik von den meisten Medien auch aufgeblasen wurde. Präsident Barack Obama hat die Nerven behalten und bei den von der superpopulistischen Tea Party getriebenen Republikanern doch noch die Vernunft über politischen Aktionismus siegen lassen. Gegen Zugeständnisse von Billionen Einsparungen ist es vor allem gelungen, die von den Republikanern angestrebte Neuauflage der gerade überwundenen Krise vor den nächsten Wahlen zu verhindern. Das lässt nicht nur die Amerikaner, sondern die gesamte Weltwirtschaft auf eine Zone der Beruhigung hoffen, in der die USA den Streit der Parteien um die Startpositionen der nächsten Urnengänge zurückfahren und mit mehr Sachlichkeit die wirklichen Probleme lösen oder zumindest vernünftige Regierungsmaßnahmen nicht aus reinem Mutwillen blockiert werden. Denn nun gilt es die Aufgabe zu bewältigen, kräftige Ausgabenkürzungen mit der dringend notwendigen Ankurbelung der US-Wirtschaft unter einen Hut zu bringen.
Europa kann die Beilegung der amerikanischen Schuldenkrise erleichtert zu Kenntnis nehmen, aber ruhig schlafen wohl kaum: Die Weichen für einen Ausweg aus der eigenen Schuldenkrise sind zwar gestellt, die Züge aber noch lange nicht an ihren Zielen angekommen.