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"Es braucht einen Staatssekretär für Kleinunternehmen"

Von Daniela Krenn und Wolfgang Zaunbauer

Politik

Politik umgarnt im Wahlkampf kleine Firmen - aber was wollen die überhaupt?


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Wien. "Die Politik kann nicht wirklich etwas für uns Ein-Personen-Unternehmen tun. Es zählen nur die richtigen Kontakte", sagt Richard Fohringer. Vor ein paar Jahren hat er sich als Chilifarmer selbständig gemacht. Ein Schritt, der immer seltener glückt. Daher stehen die Kleinunternehmer nun im Fokus der wahlkämpfenden Parteien. Aber was wollen die Klein- und Ein-Personen-Unternehmen selber?

Im Jahr 2011 wurden laut Statistik Austria 24.103 neue Unternehmen gegründet, laut Wirtschaftskammer sogar mehr als 35.000, 42 Prozent davon Ein-Personen-Unternehmen (EPU). Im Schnitt schufen die neuen Firmen 2,5 Jobs. Allerdings überleben 40 Prozent der Neugründungen die ersten fünf Jahre nicht.

Peter Ungvári von "Zweipunktnull" bietet von der Bürogemeinschaft Mingo im Medienquartier St. Marx seine Dienste als Medienberater an. Er hat mittlerweile zwei Angestellte.

Er sieht zwei große Punkte, die geändert werden müssen: Einerseits sollte es ein flexibleres Finanzierungsmodell für Start-ups geben, andrerseits muss "die Kultur des Scheiterns" in Österreich neu definiert werden. Für Banken seien Kleinunternehmen uninteressant, sagt Ungvári, daher bräuchten sie neue Möglichkeiten, private Investoren zu finden, beschreibt er das, was EPUs am dringendsten bräuchten: Kapital.

Kündigungen erleichtern

Sollte sich eine Geschäftsidee trotzdem nicht rentieren, "dann muss ein Unternehmen eben zusperren", sagt Ungvári. "Eine Politik, die Neugründer fördert, sollte sich auch überlegen, was im Fall eines Scheiterns passiert." So sollten Kleinunternehmer mit weniger als fünf Angestellten in Krisenzeiten die Mitarbeiter leichter kündigen können. "Wenn es kleinen Unternehmen wirtschaftlich schlecht geht und sie trotzdem noch bis zu drei Monatsgehälter zahlen müssen plus Urlaubs- und Weihnachtsgeld, dann kann das der Ruin sein." Bei EPUs führten Pleiten oft in Privatkonkurse.

Vom Wirtschaftsminister fühlt sich Ungvári nicht wirklich beachtet, daher wünscht er sich einen eigenen Staatssekretär für Kleinunternehmen. Ein solcher steht allerdings bei keiner Partei im Programm. An Ideen für die EPUs und Kleinunternehmen mangelt es freilich nicht.

SPÖ-Finanzstaatssekretär Andreas Schieder will die 370.000 Kleinstunternehmer im Land etwa durch die Streichung des 20-prozentigen Selbstbehaltes beim Arztbesuch entlasten. Das sei angesichts der Überschüsse der Kassen durchaus machbar, erklärte Schieder am Dienstag. Auch die Neos fordern mehr Anreize für private Investitionen in Start-up-Unternehmen, etwa durch Steuerbegünstigungen. Der grüne Wirtschaftssprecher Werner Kogler fordert von den Banken flexiblere Unternehmenskredite, vor allem auch im ländlichen Raum.