Internet wurde zum Sprachrohr für Berichte über den Bürgerkrieg.
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Wien. Idealismus alleine reicht nicht mehr aus. Als vor 50 Jahren die ersten Entwicklungshelfer aus Österreich in die Dritte Welt aufbrachen, genügte, salopp formuliert, oftmals der gute Wille. Heute hat sich die Situation bei vielen Organisationen in der Entwicklungszusammenarbeit verändert.
Sie setzen auf Leute, die eine spezielle Ausbildung und Berufserfahrung mitbringen. Ein typisches Beispiel dafür ist Stefan Bock. Der HTL-Ingenieur für Steuerungs- und Regeltechnik und Politikwissenschafter arbeitete für die Organisation "Horizont3000" vier Jahre für ein Internetprojekt in Norduganda. Die "Wiener Zeitung" traf ihn für ein Gespräch.
"Wiener Zeitung": Worum handelte es sich bei dem Projekt? *
Stefan Bock: Das Projekt heißt Bosco Uganda. Wobei Bosco eine lokale Organisation der Erzdiözese Gulu in Norduganda ist. Es ging darum, Internetcafes in ländlichen Gebieten, Handelszentren und Schulen einzurichten und Schulungen durchzuführen.
Was war Ihre Aufgabe?
Ich bin in das Projekt hineingekommen, als schon erste Installationen vorhanden waren. Gleichzeitig war klar, dass es eine lokale Struktur braucht, um Nachhaltigkeit zu schaffen. Meine Aufgabe war, Schulungen durchzuführen, die technische Entwicklung zu unterstützen und die Organisation mitaufzubauen. Langfristiges Ziel ist es, dass die lokale Organisation nicht mehr permanente internationale Unterstützung braucht.
Ist es nicht überhaupt die Crux der Entwicklungszusammenarbeit, dass sie sich selbst abschaffen und irgendwann nicht mehr gebraucht werden sollte?
Wenn man sich die Situation in Uganda anschaut, sind wir leider noch lange nicht so weit. Langfristig sollte es natürlich das Ziel sein. Deswegen macht es auch Sinn, lokale Organisationen zu unterstützen.
Wie wurden Sie auf den Einsatz vorbereitet?
Es gibt einen Auswahlkurs, der drei Tage dauert, bei dem die technische, fachliche und interkulturelle Eignung abgeklärt wird. Dann gab es ungefähr zwei Monate Vorbereitung in Wien, wo es etwa um Entwicklungspolitik, internationale Zusammenarbeit oder die Situation in Afrika ging. Und natürlich spielt auch die Vorbereitung auf das Projekt selbst ein Rolle. Es wird besprochen und definiert, welche Ziele erreicht werden sollen.
Was war der Nutzen Ihres Projekts?
Wir haben bei Bosco Konzepte entwickelt, wie das Internet verwendet werden kann. So wurden etwa Schulbücher, die Mangelware sind, als PDF eingescannt und konnten in den Internetcafes, wo der Zugang gratis war, gelesen werden. Da es keine Elektrizität gab, wurden die Internetcafes übrigens meistens mit Solarenergie betrieben.
Zudem wurde das Internet als Kommunikationsmittel genutzt. Norduganda ist eine Gegend, in der es 20 Jahre Bürgerkrieg gab. Gerade in dieser Situation ist es den Menschen wichtig, ihre Geschichte erzählen zu können und dafür ein Sprachrohr zu haben.
"Horizont3000" veranstaltet heute um 17.30 Uhr im Volkskundemuseum Wien den Festakt "50 Jahre österreichische Entwicklungszusammenarbeit". Stefan Bock wird dabei an einer Podiumsdiskussion über den Stellenwert des Personaleinsatzes in der Entwicklungszusammenarbeit teilnehmen.