Nur emotionaler Schnellschuss oder Auftakt zur Demontage von Platter?
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Innsbruck. War es bloß die Enttäuschung über ein schlechtes Wahlergebnis - oder steckt mehr dahinter? Am Tag nach dem emotionalen Ausbruch der Innsbrucker Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer ("Für Innsbruck") gegen ihren ÖVP-Landeschef und Landeshauptmann Günther Platter war das bürgerliche Lager - zumindest nach außen hin - um Schadensbegrenzung bemüht. Beobachter sehen allerdings auf lange Sicht wenig Chance, dass sich Oppitz-Plörer und ihr ÖVP-Gegenkandidat für die Stichwahl um den Innsbrucker Bürgermeistersessel, Christoph Platzgummer, zusammenraufen werden. Mehr noch: Ihre deftigen Äußerungen könnten auch als Auftakt zum Sturzversuch Platters vor der Landtagswahl 2013 gewertet werden, heißt es.
Tatsächlich hat sich die Innsbrucker Bürgermeisterin, die auch im Parteivorstand der Landes-ÖVP sitzt, kein Blatt vor den Mund genommen: Sie unterstellte Platter und Platzgummer "Günstlingswirtschaft" und ortete "Packelei" der beiden, was die künftige politische Arbeit in Innsbruck betrifft. Denn Platzgummer sei bloß ein "Statthalter" Platters: "Es geht nur um den Machterhalt und um den Kopf des Landeshauptmannes", so Oppitz-Plörer - wiewohl Letzterer einen Stillstand im Land zu verantworten habe. Die Angesprochenen gingen allerdings auf die Vorwürfe nicht ein: Platzgummer sah in den Anschuldigungen einen "unwürdigen politischen Stil eines Bürgermeisters". Platter wiederum richtete aus, er hoffe auf eine "faire und inhaltliche Auseinandersetzung".
Van Staa geht auf Distanz
Der frühere Landeshauptmann und heutige Landtagspräsident Herwig van Staa, einst Gründer von "Für Innsbruck", erklärt gegenüber der "Wiener Zeitung", dass er sich aus dem Wahlkampf aus Prinzip heraushalte. Zur Wortwahl von Oppitz-Plörer geht er aber auf Distanz: "Das ist eine weit verbreitete Verhaltensweise, die allerdings nicht die meine ist." Der aus Tirol stammende ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch will sich ebenso nicht einmischen: "Wahlkampf ist Wahlkampf, wir erwarten aber eine faire Auseinandersetzung." Wichtig am Innsbrucker Ergebnis sei, dass das bürgerliche Lager zugelegt habe. Aus Kreisen der Bundespartei ist freilich auch zu hören, dass Oppitz-Plörer aus Enttäuschung über ein schlechtes Wahlergebnis einen "emotionalen Schnellschuss" fabriziert habe. "Wenn man als Titelverteidiger nur drei Prozentpunkte vor dem Herausforderer liegt, ist das brutal enttäuschend." Zumal nun Platzgummer am 29. April als Herausforderer die besseren Karten habe. "Denn jetzt hat sie mit dieser Aktion die ÖVP-Wähler vergrault. Und rot-grüne Wähler werden nicht so zahlreich kommen."
Eine klare Wahlempfehlung sei derzeit noch nicht geplant, erklärt etwa der grüne Landtagsabgeordnete Gebi Mair: "Wir werden das noch prüfen und wesentlich vom Inhalt abhängig machen."
Im Innsbrucker Landhaus brodelt derweil die Gerüchteküche: Oppitz-Plörer spreche nur das aus, was viele in der Tiroler ÖVP denken würden - nämlich, dass Platter vor der Landtagswahl ausgetauscht werden müsse. "Die ganzen aufgetauchten Affären gibt es ja nur, weil ÖVP-Freunde sie weitererzählen, um Platter zu schaden." Als mögliche Ersatz-Kandidaten werden bereits Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle und Ex-EU-Kommissar Franz Fischler genannt. Van Staa widerspricht: "Die ÖVP wird geeint in die Wahl gehen. Das Ergebnis wird die Stärke des Landeshauptmanns zeigen."