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Es darf geschimpft werden im ORF!

Von Ina Weber

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"Die Hua, die blede, die gschissene", "Schau dassd weitakummst, sunst fongst ane." Jule nimmt sich kein Blatt vor den Mund. In der Krimi-Serie "Vier Frauen und ein Todesfall", Dienstagabend im ORF, geht es zumindest verbal hart zur Sache. Auch in der anschließenden Ausgabe des "Bullen von Tölz" liefern sich Benno und seine Mama immer wieder einen rotzig-frechen Schlagabtausch. "Einfach rauslassen, was in einem steckt" lautet die Devise. Und die tut so gut! Der ORF wird immer mutiger, was das "Rauslassen" betrifft. So meinte etwa EAV-Sänger Klaus Eberhartinger in der ersten "Chili"-Sendung: "Was in den Sechzigern Rudelpudern war, ist jetzt Gruppenkochen." FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache wird vom "Kaiser" vorgeführt und Musicalstar und ORF-Moderator Alfons Haider verschafft seinem Ärger in "Willkommen Österreich" Luft, indem er angesprochen auf seine Homosexualität vom "verschissenen und verlogenen Österreich" spricht. Das tut gut! Endlich sagt jemand das, was er sich wirklich denkt - und der ORF lässt es zu. Schade nur, dass es wieder welche gibt, die glauben, sich darüber aufregen zu müssen. Die an der Borniertheit und Doppelmoral, die das Fernsehen nur allzu oft bietet, festhalten wollen. Ein guter Freund, der sein halbes Leben in Schweden verbrachte, erzählte mir vor ein paar Tagen Folgendes: Schüler, Lehrer und Eltern versammelten sich in der Aula einer Grundschule. Alle betrachteten stolz einen lebensgroßen gebastelten Apfelbaum, auf dem Karton-Kirschen, -Äpfel, -Birnen hingen. Auf einem Apfel wurde etwas sehr Ordinäres hingekritzelt. In Österreich gäbe es hochrote Köpfe und Konsequenzen, dort sahen die Lehrer einfach darüber hinweg und erzählten weiter stolz von den Leistungen der Kinder.