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Es darf gestritten werden

Von Bernhard Baumgartner

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Mittwoch, kann der "Club 2" im ORF endlich wieder einmal zur Hochform auflaufen und zeigen, was eine legendäre Sendung ist. Das Thema ist fast Programm und mit "Regieren uns die Rating-Agenturen?" liegt man ziemlich sicher auf der Linie, die den 99 Prozent derzeit unter den Nägeln brennt.

Nun kann man ketzerisch fragen, ob es die Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Fernsehens ist, vermeintlich auch noch Öl ins Feuer eines schwelenden Konfliktes zu gießen. Die Antwort ist einfach: Es ist nicht nur die Aufgabe, es ist praktisch seine Pflicht. Denn harter aber fairer Diskurs, der auch an sehr gegensätzlichen Standpunkten rührt (etwa wenn Attac auf eine Rating-Agentur trifft), das ist in der Tat der einzige Grund, warum es solche Sendungen geben soll. Sie sind nicht nur gesellschaftlich ein Ventil, sie sorgen dafür, dass sich Menschen durch den fairen Wettbewerb der Meinungen selbst eine Meinung bilden und nicht die nehmen, die ihnen der Boulevard vorkaut. Das steht im krassen Gegensatz zu anderen weichgespülten, austarierten fast schon diplomatischen Diskussionssendungen, die so unfassbar langweilig sind, dass sie schon heute jede Bedeutung verloren haben. Wenn man nämlich zu jedem beliebigen Thema alle Parteisprecher einladen muss, bleibt nicht mehr viel Raum für Überraschungen. Das kann durchaus als Lehre an die Politik gelten: Man kann auch so lange Druck machen und sich hineinintervenieren, bis der letzte Zuschauer das Interesse verloren hat. Was natürlich schade um den Diskurs ist.