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Es darf wieder geglotzt werden

Von Bernhard Baumgartner

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Fernsehen kann so schön sein - wenn man jemanden hat, dem man sich so richtig schön überlegen fühlen kann. Man kann sich derzeit sozusagen die Lieblings-Randgruppe aussuchen, der ordentlich die Meinung gegeigt wird: psychisch Kranke, Dicke, Asoziale oder sonstige der Unterschicht Angehörige - sie alle dürfen derzeit zum kollektiven Watschentanz antreten. Denn die Glotz-Formate (frei nach Brecht) laufen derzeit alle mit neuen Staffeln. Da wäre einmal "Raus aus dem Messie-Chaos" auf Kabel1, das den Inhabern zugemüllter Wohnungen zu Leibe rückt. Da marschiert Expertin Nada Castrup in die Wohnung der Betroffenen und lässt entrümpeln. Dass es sich bei den Betroffenen um kranke Menschen handelt, die eher psychische Behandlung brauchen als den Einmarsch in ihre vier Wände, wird dabei großzügig übersehen.

Auch immer für gepflegtes Fremdschämen gut: "Teenie-Mütter" auf RTL2, auch auf ATV als "Teenager werden Mütter" zu sehen. Da kann man sich so richtig sattsehen und hat gleichzeitig den Nervenkitzel, was wohl mit den "armen Kindern" passiert, sobald die Kameras weg sind. Auch nicht schlecht: "The Biggest Loser" - hier werden auch meist junge Übergewichtige vorgeführt. "Der Weg in ein gesünderes Leben" soll es werden. Die Realität zeigt sich dann, wenn die Kids versuchen, dem Abnehmen mit Unmengen Abführmitteln ein wenig nachzuhelfen - um dann an den TV-Pranger gestellt zu werden. Ganz so, wie es die Zuschauer eben lieben.