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Das Jahresende hat seine Rituale, es wird vorausgeblickt, rückgeblickt und durchaus auch einmal ein Blick zur Seite gerichtet. Aber was ist es, was wir gelernt haben aus dem fast vergangenen Jahr - als was wird es in Erinnerung bleiben? Wird es das Jahr sein, über das in den Geschichtsbüchern steht, da habe alles angefangen, der Zorn der Wutbürger über Euro, Finanz und Selbstbedienungsmentalität? Wird es als das Jahr gelten, in dem sich auch vernünftige Menschen haben anstecken lassen von der Krise, die es offenbar gibt, von der aber nur die wenigsten etwas mitbekommen haben? Wird man sich an 2011 erinnern, weil es jenes Jahr war, in dem man im auch im Feuilleton dieser Zeitung beliebten Diktatoren-Quartett (dieses Kartenspiel gibt es wirklich!) gleich ein halbes Dutzend Karten ad acta legen konnte? Oder jenes, in dem mit Jopie Heesters ein Mann starb, bei dem man gar nicht mehr damit gerechnet hatte (und der die Nachrufe einer ganzen Journalistengeneration überlebt hatte, da die Autoren vor dem Nachgerufenen abtraten).
Wie auch immer: Das Schöne an solchen Rankings ist, dass sie in der Realität natürlich bedeutungslos sind, weil man das, was wirklich wichtig war, in der Regel erst in der Zukunft erkennen kann. Wie auch immer: 2011 war ein Jahr der Unsicherheit und der Angst. Auch aufgrund des Unverständnisses - und wohl auch, weil nicht alle Medien die Notwendigkeit der seriösen Aufklärung vor den Druck zur besseren Schlagzeile setzten. Das ist zwar nicht neu, aber es fällt auf. Gerade Journalisten müssen wachsam bleiben. Wer sollte sonst vom Weltuntergang 2012 berichten?