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Es hätte alles so einfach sein können: Uli Hoeneß wird der Steuerhinterziehung angeklagt, gesteht, überweist ein nettes Sümmchen ans Finanzamt und zur Beruhigung der Volksseele ein Taschengeld an wohltätige Vereine, kommt - mildernde Umstände, tätige Reue und so - praktisch straffrei davon und wird vom FC Bayern begnadigt. So hat das noch immer funktioniert im Mikrokosmos des FC Bayern und Uli Hoeneß’, eines Kosmos, in der das Gesetz vom "Mia san mia" über allem steht. Doch so einfach ist es eben nicht, weil es dann doch noch eine andere Welt gibt mit anderen Gesetzen. Dass er nun einen weitaus dramatischeren Steuerbetrug zugab, als ihm die Anklage vorwirft, könnte theoretisch zu seinen Gunsten ausgelegt werden. Wahrscheinlich ist das nicht, zumal die Zahlen dann noch einmal nach oben korrigiert werden mussten, die Staatsanwaltschaft nun erst recht die Vollständigkeit der Selbstanzeige in Zweifel ziehen kann und auch noch dem Verdacht von Vertuschungsversuchen und Datenmanipulation nachgehen wird. Und was machen die anderen Bayern-Granden? Nichts hören, nichts sehen, nichts wissen. Diese (Nicht-)Vorgehensweise mag menschlich verständlich sein, unternehmerisch ist sie jedoch schwer bedenklich. Ja, Hoeneß hat den Klub zu dem gemacht, was er ist. Sollte er aber auch bei einer (immer wahrscheinlicher werdenden) Verurteilung im Amt bleiben, würde er ihn und seiner Partner ironischerweise genau dessen berauben, was er selbst zum höchsten Bayern-Gut machen wollte: der Glaubwürdigkeit.