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US-Experten im Iran-Konflikt zunehmend pessimistisch. | New York. Die Causa Iran steht nach der Weigerung Teherans, sein Atomprogramm zu beenden, wieder auf der Agenda des UN-Sicherheitsrates. Die USA, Frankreich und Großbritannien versuchen mit einer neuen Resolution, das Regime in die Knie zu zwingen. Kein leichtes Unterfangen, sind sich die fünf ständigen Sicherheitsrats-Mitglieder doch über ein gemeinsames Vorgehen weiterhin uneinig.
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Vor allem die Furcht der Russen und Chinesen vor einem eventuellen militärischen Alleingang der USA lassen die Köpfe der Diplomaten hinter verschlossenen Türen im UN-Hauptquartier rauchen. Die beiden Länder befürchten, dass ihre Zustimmung zur Resolution den Boden für eine US-Militäraktion gegen den Iran bereiten könnte.
Hoffen auf die Vernunft
Für David Albright, Leiter des "Institute for Science and International Security" in Washington und ehemaliger UN-Waffeninspektor, ist "die Furcht nachvollziehbar". "Die Bush Regierung hat ein Problem: Wer vertraut ihr schon angesichts des Alleingangs in Irak?" Albright glaubt dennoch, dass die neue Resolution, wenn auch "verwässert", angenommen wird. Zudem hofft er, dass westliche Unternehmen im Iran erkennen, mit welch schrecklichem Regime sie es zu tun haben und sich über kurz oder lang aus diesem Markt verabschieden. Dass der Iran die Atombombe bauen will, davon ist der Physiker überzeugt: "Es geht hier um Prestige und Macht."
Michael Levi vom renommierten "Council on Foreign Relations" in New York sieht nur einen Ausweg aus der Sackgasse: Direktgespräche zwischen den USA und dem Iran. "Dabei sollte es aber nicht nur um das Atomprogramm gehen, sondern auch um generelle regionale Angelegenheiten." Sehr zuversichtlich hinsichtlich einer Verhandlungslösung ist der Nuklearwissenschaftler, der im April anlässlich einer Konferenz im April im Iran war, aber nicht.
Auch Matthew Bunn vom "Belfer Center for Science and International Affairs" an der Elite-Universität Harvard sieht eher skeptisch in die Zukunft: "Wir sind an einem Punkt angelangt, wo die Meinungen so unterschiedlich und die Fronten so verhärtet sind, dass es sehr schwierig ist, zu einem konstruktiven Ergebnis zu kommen."
Für den Leiter des "Liechtenstein Institute for Self-Determination" an der Universität Princeton, Wolfgang Danspeckgruber, hat der Atomstreit nicht zuletzt innenpolitische Aspekte. "Im Vorfeld der US-Kongresswahlen im November kann es Bush sich nicht erlauben, weiter an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Und im Iran kämpft der Präsident um seine Popularität". Der gebürtige Österreicher warnt davor, dass sich die Positionen beider Seiten so verhärten, dass keiner mehr weiß, wie er aus dem Schlamassel herauskommen soll, ohne das Gesicht zu verlieren. Zugeständnisse von beiden Seiten sieht er daher als unumgänglich an. Andernfalls drohe der "gefährlichste Atomkonflikt seit der Kubakrise".