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Das befürchtete Chaos ist ausgeblieben, betonten gestern die Schulpartner, die sich am Stichtag der Pensionierungswelle zu Wort meldeten. Durch Umschichtungen und im Bereich der höheren Schulen auch durch Nachbesetzungen konnte der Mangel an fehlenden 3.000 Lehrern, die gestern in Frühpension gegangen sind, ausgeglichen werden. Die Probleme fangen aber jetzt erst an, betonten Lehrer-, Eltern-, und Schülervertreter, die vor allem eine Ressourcenknappheit sehen.
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"Heute um acht Uhr in der Früh war jede Klasse in Wien mit einem Lehrer besetzt und jedes Fach wurde unterrichtet", betonte Reinhard Dumser, Bundesvorsitzender des sozialdemokratischen LehrerInnenvereins Österreichs. Das sei allerdings nur durch dramatische Kürzungen etlicher Förder- und Freistundenangebote möglich gewesen.
Dass diese Probleme jedoch nicht durch die Frühpensionierungen entstanden sind, sondern durch sie nur offenkundig wurden, betonte Kurt Nekula, der Vorsitzende es Österreichischen Verbands der Elternvereine an Pflichtschulen. Auch andere Elternvertreter forderten eine produktive Lösungssuche ein. Ein "weg von Schuldzuweisungen und hin zur Sachdiskussion" forderte Christine Krawarik, Verband der Elternvereine an den Höheren und Mittleren Schulen Wiens. "Uns ist es eigentlich egal, wer schuld ist", wichtig sei es, eine Lösung zu finden.
Christian Mayrhofer, stv. Bundesschulsprecher forderte die Verantwortlichen auf, in so wichtigen Fragen die Schüler miteinzubeziehen. "Es gibt etwa 1,2 Millionen Schüler. Wir sind die größte Berufsgruppe."
An den Höheren und Mittleren Schulen sei die Situation durch die Frühpensionierungen weniger dramatisch gewesen, erläuterte AHS-Lehrervertreterin Eva Scholik. Dort sei bereits mit den Stundenkürzungen im vergangenen Frühjahr bis ans Limit eingespart worden.
Der Lehrervertreter der Allgemeinen Pflichtschulen, Walter Riegler, betonte, dass man noch bis vor wenigen Wochen davon ausgegangen sei, dass die frei werdenden Lehrerposten an Volks- und Hauptschulen nachbesetzt würden. Die jetztige Lehrerzahl stimme mit der überein, die im Finanzlandesausgleich für Wien vorgesehen war.
Einig waren sich die anwesenden Vertreter, dass im Bildungsbereich mehr Budget nötig ist. Sie richteten auch einen Appell an die Landeshauptleutekonferenz, in Sachen Finanzlandesausgleich mehr Druck auf die Regierung auszuüben. "Es müssen sofort mehr Posten zur Verfügung gestellt werden", forderte Dumser. Riegler betonte, dass in einem neuen Finanzlandesausgleich unbedingt die Frage der Schulfinanzierung von jener der Spitäler und der Wohnbauförderung abgekoppelt werden muss. "Denn wenn Milliarden gegen Millionen abgewogen werden, gewinnen die Milliarden."
Wien wehrt sich unterdessen gegen das Angebot von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, die der Stadt Hilfe mit dem Schulmanagement angeboten hat. "Wir haben alles gut gemeistert, aber die Dienstpostenverhandlungen sind erst Mitte November endgültig gescheitert", so Dumser.
Unter anderem von FPÖ-Klubchef Herbert Scheibner, kam der Vorwurf, dass Wien die Frühpensionierungen ablehnen hätte können. Riegler gab allerdings zu bedenken, dass Lehrer in einem solchen Fall vor den VfGH hätten gehen können. "Es ist fraglich wie das Urteil ausgesehen hätte."