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Es fehlt an Streitkultur

Von Simon Rosner

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Für einen kurzen Augenblick haben die Bundesliga und der ÖFB den Weg der Eintracht verlassen. Nach einer internen Diskussion über das Ligaformat hat sich Bundesliga-Vorstand Georg Pangl den Zorn des ÖFB zugezogen, da er - anders als vereinbart - seinen Standpunkt der Presse mitgeteilt hat. Der Verband reagierte mit einer bissigen Aussendung, am Freitag war dann wieder alles gut. Zumindest offiziell. "Es ist beiden bewusst, dass der eine ohne den anderen nicht kann", sagt ÖFB-Chef Leo Windtner.

Dabei ist es logisch, dass ÖFB und Liga bei manchen Themen unterschiedliche Ansichten haben, sie haben ja auch unterschiedliche Interessen zu vertreten. Weil aber die Streitkultur hierzulande, und das nicht nur im Sport, verkümmert ist, werden Differenzen als Gefahr wahrgenommen. Dabei kann es gewinnbringend sein, verschiedener Meinung zu sein.

Zu einer vernünftigen Streitkultur zählt aber nicht nur die Auseinandersetzung, auch das Einende darf nicht aus den Augen verloren werden. Doch als vor zwei Jahren Liga und ÖFB über eine System-Reform diskutierten, fehlte dieser Aspekt völlig. Jeder vertrat stur seine eigenen Interessen, statt ein gemeinsames Ziel zu definieren und dieses in den Mittelpunkt der Diskussion zu stellen. Da nämlich jedes Ligaformat seine Vor- und Nachteile hat, braucht es ein solches Ziel, um Vor- und Nachteile gewichten zu können. Eine Vergrößerung der zweiten Liga allein zum Zweck des Direktaufstiegs für alle drei Regionalligameister ist absurd und nicht finanzierbar. Es sei denn, man wandelt die Liga in eine Halb-Profiliga um. Doch zehn Profiklubs wären gar wenig, man müsste also die tipp3-Liga erweitern. Doch das wollen Liga und ÖFB nicht einmal diskutieren. Dabei gehört auch das zu einer guten Streitkultur: dass man sich über größere Reformen drübertraut. Zumindest verbal.