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Es gehören zwei dazu

Von Christina Böck

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Beim Rundumschlag, den der deutsche Fußballer Mesut Özil anlässlich seines Rücktritts aus der Nationalmannschaft verteilt hat, hat er auch die Medien nicht verschont. Der deutsche Journalistenverband will das nicht auf sich sitzen lassen, man beklagt "pauschale Medienschelte". Der Verband kritisierte auch, dass Özil sein Statement nur auf Twitter und Facebook veröffentlicht hatte, und sich nicht Interviews oder zumindest einer Pressekonferenz stellen wollte. Nun ist es zwar nachvollziehbar, dass der Sportler die Sozialen Medien nutzt, auf denen er eine "Auflage" von 70 Millionen Followern hat. Aus Sicht von Journalisten ist naturgemäß bedauerlich, dass man keine Chance hatte, Fragen zu stellen, Unklarheiten zu beseitigen.

Denn Özil ist mit dieser Strategie kein Einzelfall. Immer häufiger dringen selbst ausgebuffte Profis in allen Bereichen von Politik über Kultur bis Sport nicht mehr zu den handelnden Protagonisten durch. Politiker halten etwa Pressekonferenzen, nach denen sie, ohne Fragen zu beantworten, abrauschen. Es mag ein Symptom der aktuellen Vertrauenskrise in die Medien sein, dass man sich der Konfrontation mit Journalisten am liebsten ganz entzieht. Das ist fatal. Für mehr Miteinander in der Gesellschaft, das sich immer schmerzlicher vermissen lässt, wird es notwendig sein, dass sich die Kommunikation in der Öffentlichkeit normalisiert. Wie spannend es auf die Dauer ist, wenn Monologe Dialoge ersetzen, kann man bei beliebigen Sommerstehpartys derzeit eh gut austesten.