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Es geht drunter und drüber

Von Bernd Vasari

Politik
Wohin mit dem Autoverkehr?
© Stanislav Jenis

Schwedenplatz: ÖVP will Untertunnelung, FPÖ eine Überbrückung, Grüne und SPÖ setzen auf Machbarkeitsstudie.


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Wien. Schwer besoffene Jugendliche, die von der Lokalmeile Bermudadreieck in Richtung Nachtbus oder U-Bahn torkeln, Kleinkriminalität, Verkehrskollaps. Das sind jene Assoziationen, die zumeist fallen, wenn es um den Schwedenplatz geht. Dabei hat der Platz zwischen dem Donaukanal und den Ausläufern der Innenstadt enormes Potenzial.

Dieses Potenzial wurde auch vonseiten der Politik erkannt. Vergangenes Jahr starteten die Parteien einen Anlauf, der aber bald stecken blieb. Zur Erinnerung: Man einigte sich, dass der Schwedenplatz umgestaltet werden sollte. In einem Leitbild wurde festgelegt, dass die Priorität auf Fußgänger zu legen sei und dies als Basis für den Umbau gelte. Das Leitbild wurde sowohl von Planungs-Ressortchefin Maria Vassilakou (Grüne) als auch von City-Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel (ÖVP) unterzeichnet.

Das Abkommen hielt nicht lange, denn die Stadtschwarzen stellten sich plötzlich quer. Man wolle verhindern, dass der angrenzende vierspurige Franz-Josefs-Kai eine Fahrspur verliere, so die Begründung. Vassilakou beendete daraufhin die Zusammenarbeit. Es sei auch Stenzels Wunsch gewesen, vor der Abhaltung eines Wettbewerbs eine Variantenuntersuchung vorzunehmen, in der verschiedene Dinge geprüft werden - also etwa auch die Reduktion von Fahrspuren, so die Vizebürgermeisterin. Das Projekt wurde auf Eis gelegt.

Nun prescht Stenzel mit der Forderung für einen knapp 500 Meter langen Autotunnel unter dem Platz vor. Dieser könnte ab dem Morzinplatz bis kurz vor der Urania direkt unter dem jetzigen Kai parallel zur U-Bahnlinie U4 verlaufen.

Vision und Wirklichkeit

Aus dem Büro Vassilakou heißt es dazu: "Es handelt sich dabei um eine schöne Vision, wer würde dort nicht gerne einen Tunnel haben. Aber zwischen Vision und Wirklichkeit liegen Welten."

Schließlich befänden sich unterhalb bereits zwei U-Bahnlinien und die entsprechenden Stationen, eine Tiefgarage und der Donaukanal. Zudem würde eine Untertunnelung mehrere hundert Millionen Euro kosten. "Damit wäre das Straßenbau-Budget der Stadt auf Jahre hinaus vollständig aufgebraucht." Um so ein Projekt weiterzuverfolgen, müsste man zumindest die Untersuchung der technischen Machbarkeit und der zu erwartenden Kosten abwarten.

Auch Daniela Stepp (SPÖ), Stellvertreterin von Stenzel im 1. Bezirk, wünscht sich eine Machbarkeitsstudie in der alle Varianten - Untertunnelung, Fahrspurreduzierung - von Experten durchgedacht werden. Darauf hätte man sich auch schon geeinigt, bis die ÖVP es sich anders überlegte. "Wir könnten bereits ein Ergebnis haben, anstatt jetzt nach neuen Ideen zu suchen", sagt Stepp. "Wenn die Wiener ÖVP nicht mutwillig dagegen gearbeitet hätte, könnte die Überprüfung des Tunnels und etwaiger Alternativprojekte sowie die gesamte Umgestaltung längst auf Schiene sein."

Experten statt Politiker

Die Wiener SPÖ will den Schwedenplatz - ebenso wie alle anderen Parteien - näher zum Wasser rücken. Nur wie das am sinnvollsten zu bewerkstelligen sei, müssten Experten sagen. Das sei nicht die Aufgabe der Politik, betont Stepp. "Ich hätte gerne eine fundierte Aussage etwa eines Verkehrsexperten und nicht: Na, dann machen wir mal schnell."

Aufseiten der Wiener FPÖ ist man nicht grundsätzlich gegen die Tunnellösung. "Das wäre zweifellos eine Verbesserung für die Anrainer", sagt FPÖ-Verkehrssprecher Anton Mahdalik. An der technischen Machbarkeit zweifelt er hingegen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass man hier alle Spuren hinunter bekommt und die beiden Querungen - die über Brücken in den 2. Bezirk führen - auch noch aus dem Tunnel befahrbar sind."

In dem Antrag der ÖVP Innere Stadt seien 15 bis 20 Millionen Euro für den Tunnelbau veranschlagt. Mahdalik: "Das kann ich mir schon gar nicht vorstellen."

Dennoch: Eine Umgestaltung des Platzes sowie die Heranführung an das Wasser sind auch für die Wiener FPÖ wünschenswert. Und da man sich einen Tunnel nicht vorstellen kann und gleichzeitig auch keine Fahrspur wegnehmen will, lässt man mit einem weiteren Vorschlag aufhorchen: So könnte laut Mahdalik eine Überbrückung der Fahrbahn die Probleme lösen. Die Fußgänger würden dabei oben drüber direkt zum Wasser geleitet werden.

Eines steht fest: Auch wenn alle Parteien dasselbe Ziel haben, wie der Weg dorthin aussehen soll, bleibt offen.