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"Es geht uns unverändert gut"

Von Karl Leban

Wirtschaft

Standortsuche für Werk am Schwarzen Meer bald im Finale. | Edelstahl-Tochter Böhler geht mit Ende August von Börse ab. | Wien. Wo an der Schwarzmeerküste wird die Voestalpine ihr geplantes zweites Großstahlwerk bauen? Eine fixe Antwort auf diese Frage soll es im zweiten Halbjahr geben. Zur Wahl stehen zehn Standorte in vier Ländern (Bulgarien, Rumänien, Ukraine und Türkei). Derzeit ist Voest-Chef Wolfgang Eder damit beschäftigt, den Kreis der Kandidaten auf drei bis vier Standorte einzugrenzen.


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Um jeden Preis wird das "zweite Linz am Schwarzen Meer" freilich nicht gebaut werden. "Wir eruieren gerade die Kosten. Falls wir keine ausreichende Wirtschaftlichkeit sehen, machen wir es nicht", so Eder. Nachsatz: "Das Werk ist kein Prestige-Projekt."

Von der Größe her soll es für eine Produktion von fünf Millionen Tonnen Stahl ausgelegt sein und mindestens 5000 Mitarbeiter haben. Geplant ist, ein - dem technischen Standard in Linz vergleichbares - Werk in Küstennähe und mit Anbindung an die Donau hochzuziehen. Eine konkrete Investitionssumme will Eder noch nicht nennen. Fest steht jedoch, dass ein derartiges Projekt zumindest mehrere Milliarden Euro kostet. Hinter den Kulissen ist von bis zu fünf Milliarden die Rede.

Ehrgeiziges Umsatzziel

Unabhängig von ihrer geplanten Mega-Investition im Südosten Europas will die Voest auch künftig kräftig wachsen. Bis 2015 hat Eder mehr als 15 Milliarden Euro Umsatzvolumen im Visier - eine Steigerung um rund 50 Prozent (nachdem 2007/08 mit dem Kauf des Edelstahlerzeugers Böhler-Uddeholm erstmals die Schwelle von zehn Milliarden Euro überschritten wurde).

Wie bisher stehen dabei Zukäufe auf Eders Agenda. In Frage kämen Firmen mit 200 bis 500 Millionen Umsatz - in einer Preisbandbreite von 150 bis 300 Millionen Euro, wie der Voest-General gestern, Dienstag, im Klub der Wirtschaftspublizisten sagte. Zumindest was den Preis angeht, tritt der Konzern nach dem nahezu vier Milliarden schweren Böhler-Deal künftig also leiser. An Böhler hält er inzwischen mehr als 90 Prozent. Das Squeeze-out-Verfahren, bei dem die restlichen Streubesitz-Aktionäre ausgekauft werden, ist bereits im Gang. Gutachter ermitteln gerade den Abfindungspreis. Den Abschluss des Squeeze-out-Verfahrens erwartet Eder mit Ende August. Böhler wird dann von der Börse genommen.

Zur aktuellen Konjunktur sagt Eder: "Es geht uns unverändert gut." In allen Geschäftssparten (Stahl, Automotive, Bahnsysteme, Profile, Edelstahl) sei "die Nachfrage groß - und entsprechend sehen auch die Preise aus". Eine "wirkliche Abschwächung", so Eder weiter, zeichne sich in nächster Zeit definitiv nicht ab.

"Geschichtsfälschung"

Der Stahl-Chef betont denn auch: "Wir haben primär eine Bankenkrise, aber keine Konjunkturkrise." Dass "uns die Banken seit neun Monaten weismachen wollen, wir hätten ein weltwirtschaftliches Problem", hält Eder für "eine Geschichtsfälschung". Demnach "müsste die Realwirtschaft in einem furchtbaren Zustand sein - sie ist es aber bis heute nicht".

In Sachen Umweltschutz fordert Eder von Brüssel ein weniger strenges CO 2 -Zertifikate-Regime. Derzeit würden "saubere" Stahlkonzerne wie die Voest trotz ihrer Vorreiterrolle beim Einsparen von Energie bestraft. "Europa ist bald nicht mehr in der Lage, wettbewerbsfähig zu produzieren."