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Es gibt drei Stämme von Sars-Cov-2

Von Alexandra Grass

Wissen
Die weltweite Aufsplittung von 160 Virusgenomen mit drei Stämmen.
© University of Cambridge/Peter Forster

Ein internationales Forscherteam ging der Evolution des Coronavirus auf den Grund.


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Cambridge/Wien. Bislang war beim Coronavirus Sars-CoV-2 von zwei Stämmen die Rede, die sich mittlerweile weltweit verbreitet haben. Doch war von Experten auch nicht ausgeschlossen worden, dass noch weitere entstehen oder bereits gar existieren. Eine neue im Fachblatt "PNAS" publizierte Studie spricht nun von drei Stämmen. Nur zwei hätten sich weltweit verbreitet. Der dritte Stamm scheint der umtriebigste in Ostasien zu sein.

Anfang März hatte ein Forscherteam im "National Science Review" über zwei Stränge berichtet. Damals hatte der österreichische Genetiker und Immunologe Josef Penninger, Leiter des Life Sciences Institute der University of British Columbia in Toronto, gegenüber der "Wiener Zeitung" erklärt, dass diese mit unterschiedlichen Krankheitsverläufen einhergehen. Der ältere und aggressivere Stamm heiße L, der jüngere, mit leichteren Symptomen einhergehende und stark verbreitete, heiße S. "Leider sehe ich Möglichkeiten, dass noch weitere Stämme entstehen oder bereits existieren", hatte Penninger damals erklärt.

Unter Federführung des Genetikers Peter Forster von der University of Cambridge wurden nun im Rahmen einer phylogenetischen Netzwerkanalyse von 160 Patienten das Genom "ihres" jeweiligen Coronavirus untersucht. Dabei fanden die Forscher drei zentrale Varianten, die sie mit A, B und C kennzeichnen.

Wichtige Klassifizierung

Der A-Ahnentyp dürfte ursprünglich von der Fledermaus stammen. Die Typen A und C wurden in erheblichen Teilen außerhalb Ostasiens gefunden - vorwiegend in Europa und in den USA. Im Gegensatz dazu findet sich der B-Typ am häufigsten in Ostasien. Die Klassifizierung helfe dabei, die Wege der Infektion zu dokumentieren und noch unbekannte Auslöser aufzuspüren. Eine Isolation der unterschiedlichen Erreger diene letztendlich als Grundlage für die Entwicklung von Medikamenten und möglichen Impfstoffen.

Von Europa nach New York

Die Infektionswege werden weltweit nachverfolgt. Und so sind Genforscher nun zu dem Schluss gekommen, dass die Ausbruchswelle in der US-Metropole New York einer Einschleppung aus Europa zugeschrieben werden kann. Der Bundesstaat ist besonders heftig von der Corona-Pandemie betroffen. Mehr als 6200 der bisher US-weit mehr als 14.800 Toten gab es dort. "Die Mehrheit (der Fälle) ist klar europäisch", zitierte "The New York Times" den Genforscher Harm van Bakel von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai. Zudem zirkulierte das Virus bereits seit Mitte Februar und damit Wochen, bevor der erste bestätigte Infektionsfall bekannt wurde, so das Blatt.