Gute Studien über gleichgeschlechtliche Paare sind selten. | Heftige Kritik an der Ansicht, Homosexualität sei "heilbar". | Wien. Dass Wissenschaft wertneutral ist, wird spätestens seit Jürgen Habermas´ Werk "Erkenntnis und Interesse" aus dem Jahr 1968 angezweifelt. Gerade bei so persönlichen Dingen wie dem Sexualverhalten sehen offensichtlich auch Wissenschafter nicht von eigenen Wertvorstellungen und Lebensgewohnheiten ab.
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In Deutschland gab es jüngst Wirbel um das Seminar "Homosexualität verstehen - Chance zur Veränderung", das das evangelikale "Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft" beim christlichen Kongress Christival in Bremen (30. April bis 4. Mai) anbieten wollte. Nach Protest des Grünen-Politikers Volker Beck wurde die Veranstaltung abgesagt. Beck kritisierte besonders scharf die Ansicht, Homosexualität sei heilbar. Die Organisatoren des Seminars beriefen sich auf wissenschaftliche Ergebnisse und die Entscheidungsautonomie der Homosexuellen.
Homosexualität wurde 1974 von der American Psychiatric Association aus ihrem Krankheitenkatalog gestrichen. Zuvor galt Homosexualität als "psychische Störung". Die amerikanische Forscherin für Gender Studies, Anne Fausto-Sterling, meint heute: "Ich habe den Eindruck, dass die Frage, wie wir in unserer Kultur Homosexualität sehen, eine moralisch-ethische Sache ist."
Obwohl Studien über Ursachen der Homosexualität umstritten sind, da die Fragestellung manche Homosexuelle für diskriminierend halten, befassten sich in der Vergangenheit einige Forschungsprojekte mit dem Thema. In einem Punkt herrscht heute Einigkeit: Es gibt kein "Homo-Gen".
Besteht biologische Prädisposition?
Der US-Neurowissenschafter und bekennende Homosexuelle Simon LeVay untersuchte jahrelang mögliche biologische Ursachen der Gleichgeschlechtlichkeit. Entgegen anderslautender Aussagen erklärte er 1994: "Ich habe nicht nachgewiesen, dass Homosexualität genetisch ist, ich habe auch keine genetische Ursache für Homosexualität gefunden. Ich habe auch kein Homosexuellen-Zentrum im Gehirn gefunden."
Den klarsten Hinweis auf eine biologische Erklärung scheinen die Zwillingsstudien der Amerikaner Michael Bailey und Richard Pillard zu liefern. War bei eineiigen Zwillingsbrüdern einer schwul, soll es in über 50 Prozent auch beim anderen eine Hinwendung zum gleichen Geschlecht gegeben haben, bei zweieiigen Zwillingsbrüderpaaren waren es dagegen 22 Prozent. Ähnlich verhielt sich die Korrelation bei Frauen. Die Studien deuten auf eine biologische Prädisposition für Gleichgeschlechtlichkeit hin, ohne sie aber hinreichend begründen zu können.
Im Jahr 2000 hielt der Sexualforscher Martin Dannecker fest: "Alle in der Vergangenheit angestellten Versuche, die Homosexualität biologisch zu verankern, müssen als gescheitert bezeichnet werden." Für den Soziologen Edward O. Laumann von der Universität von Chicago sind solche Studien von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Der Versuch, einen genetischen Zusammenhang herzustellen, gehe nämlich von der falschen Annahme aus, Homosexualität sei bei verschiedenen Individuen ein einheitliches Merkmal, das über längere Zeit stabil ist.
Gewisse Differenzen in der Lebensweise
Während es auf genetischer Ebene keine signifikanten Merkmale gibt, deuten andere Statistiken auf Differenzen der Lebensweise hin. Laut Theodorus G.M. Sandford sind bei homosexuellen Männern Angstneurosen und Depressionen überdurchschnittlich hoch, bei homosexuellen Frauen Medikamenten- und Alkoholmissbrauch. Für Sandford liegt das an der Diskriminierung von Schwulen und Lesben, die zu einem niedrigeren Selbstwertgefühl führen. Andere Forscher zweifeln das an, da auch Länder mit liberaler Gesetzgebung ähnliche Ergebnisse zutage förderten.
Warnung vor brutalen
"Umpolungsversuchen"
"Studien zur Lebenssituation von gleichgeschlechtlichen Paaren sind bislang selten und in ihrer Aussagekraft meist eher begrenzt", stellt Deutschlands schwul-lesbisches Jugendnetzwerk "Lambda" fest. Nun soll vom Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg eine erstmals deutschlandweit durchgeführte Untersuchung gesicherte und repräsentative Erkenntnisse zum Lebensalltag gleichgeschlechtlicher Partnerschaften liefern.
Weitgehend abgelehnt wird heute das Angebot von Homo-Therapie. Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland warnt vor brutalen "Umpolungsversuchen". Die Liste von Therapeuten, die er selber auf seiner Homepage anführt, würde "sich den Problemen von Lesben und Schwulen vorurteilsfrei widmen".
Unterstützer der Homo-Therapie berufen sich auf Fälle, wie den von Michael Glatze, des Gründers und ehemaligen Herausgebers des US-Homo-Magazins "Young Gay Amerika" (Junges schwules Amerika). Der einst führende Homo-Ideologe, der für seinen Einsatz in der Homosexuellen-Organisation "Equality Forum" den "National Role Model Award" erhielt, verwarf später seine homosexuelle Identität. Heute bezeichnet er Homosexualität als neurotisch und nicht normal. Er übt scharfe Kritik am EU-Parlament, das aus seiner Sicht die Homo-Ideologie fördert. Die Regel Nummer eins in der Schwulengemeinschaft sei: Man darf seine homosexuelle Anziehung nicht hinterfragen.
Wenig bekannt ist, dass "Homo-Therapie" Teil der Politik des Iran ist, freilich in einer besonders inhumanen Form: durch Geschlechtsumwandlung. Praktizierenden Homosexuellen, die auf diese "Therapie" verzichten, droht die Todesstrafe. Urheber dieser Initiative ist Ayatollah Khomeini. In kaum einem anderen Land dürfte es so viele Transsexuelle wider Willen geben.