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Kürzlich ging eine Meldung durch Kärntner Lokalmedien. Demnach beschwerte sich ein Supermarkt-Kunde wegen abgelaufener Ware. Er wurde vom Personal so lange abgewimmelt, bis er seine Kundenkarte vorwies und den Filialleiter rufen ließ. Dieser begrüßte ihn jedoch nicht mit einer Entschuldigung, sondern mit den Worten: "Wir haben uns Ihre Kundendaten angeschaut. Sie haben ja recht viel Alkohol eingekauft." Vermutlich blieb dem Mann zunächst einmal die Sprache weg.
Nicht nur Kundenkarten nageln uns fest. Sondern Kameras filmen unseren Schritt und Tritt. Jeder Brite wird 300 Mal täglich an öffentlichen Orten aufgenommen, und nun haben Wissenschafter gar eine Software geschaffen, die Emotionen von Gesichtern abliest. Das Programm erstellt ein "Emotions-Profil" mit Mimik und Veränderungen der Hautfarbe. Laut den Forschern erfolgt eine "objektive Beurteilung" systematisch und unabhängig vom Kontext. Welch Angst einflößendes Instrument. Schließlich beeinflusst das Umfeld den Inhalt: Menschen vermitteln ihre Empfindungen differenzierter, als jede Maschine wahrnehmen kann, dennoch könnten ihre Gefühlslagen in ein digitales Schema F gepresst werden, das keine Zwischentöne hört. Getestet wird die Software im Internet, wo eine Webcam abtastet, ob ein User zufrieden ist mit einem Warenangebot oder nicht. Auch die nächste Generation von Computerspielen soll Gesichter lesen. Wir werden vermessen, katalogisiert und mangels Empathie falsch kategorisiert. Zum Wohle des Markts zieht man uns nackt aus und stopft uns in die falsche Schublade, wie den Mann im Supermarkt, der nur sein Geld zurück wollte.