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"Es gibt noch Probleme"

Von WZ-Korrespondent Ferry Batzoglou

Politik

Bundespräsident Heinz Fischer auf Staatsbesuch in Zypern. In den dortigen Konflikt ist zuletzt Bewegung geraten.


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Nikosia. Schon das Wetter passte, als Bundespräsident Heinz Fischer nebst Gattin Margit und einer 20-köpfigen offiziellen Delegation am frühen Dienstagnachmittag zu einem zweitägigen Staatsbesuch in Zypern auf dem Flughafen von Larnaka eintraf. Bei strahlendem Sonnenschein und spätsommerlichen 25 Grad begrüßte ihn Zyperns Aussenminister Jannis Kasoulidis, bevor es für Fischer nach Nikosia, Europas letzter geteilten Hauptstadt, weiterging. Dort traf er den zypriotischen Präsidenten Nikos Anastasiadis zu einem Vier-Augen-Gespräch.

Im Mittelpunkt des offiziellen Besuchs stehen die Flüchtlingskrise, der Zypern-Konflikt sowie die Vertiefung der wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen Österreichs zu dem 870.000 Einwohner zählenden EU-Land.

Zwar sieht sich Zypern, wegen seiner geographischen Lage und weil es kein Schengen-Mirglied ist, im Gegensatz zu Griechenland dem anhaltenden Flüchtlingsstrom nicht ausgesetzt. Dennoch spielt es hier indirekt eine Schlüsselrolle, denn Nikosia lehnt die EU-Beitrittsverhandlungen mit Ankara ab. Um der Flüchtlingskrise Herr zu werden, sucht die EU hingegen die Annäherung an die Türkei. Der schon seit dem Sommer 1974 währende Zypern-Konflikt und seine Lösungsversuche haben auf dem internationalen Parkett wieder an Aufmerksamkeit gewonnen. Feststeht: In die Verhandlungen zur Lösung des Konflikts ist in den letzten Monaten wieder Bewegung gekommen. Und diesmal könnte tatsächlich ein Durchbruch gelingen, obgleich beide Seiten, die Republik Zypern sowie die lediglich von Ankara anerkannte "Türkische Republik Nordzypern" - wie gewohnt - die Erwartungen dämpfen. Dabei stehen sich in Zyperns Staatspräsident Nikos Anastasiadis und in Mustafa Ankici, dem Führer des Nordteils, zwei Politiker gegenüber, die sich nicht nur menschlich verstehen. Beide streben auch politisch eine Lösung des Zypern-Konflikts an.

Lösung für Zypern in Sicht?

Am Montag begann jedenfalls ein neuer Zyklus von Kontakten zwischen beiden Seiten. Sie haben sich auf insgesamt sechs Treffen auf höchster Ebene bis zum 25. November verständigt.

"Ich weiss nicht, ob bis Ende November die Verhandlungen so weit gediehen sein werden, dass eine Lösung unmittelbar bevorsteht", betonte Anastasiadis am Dienstag nach dem Auftakt der neuen Verhandlungsrunde.

Er hege aber "die Hoffnung darauf, dass noch vor den nächsten Parlamentswahlen in Nikosia am 22. Mai 2016 eine Lösung festgezurrt" werden könne, sprühte Anastasiadis vor Zuversicht.

Eine Zypern-Lösung "wäre der grösste Wachstumsschub nicht nur für ganz Zypern, sondern auch für die Türkei, die Nachbarländer sowie für Europa", so Anastasiadis. Akinci hielt den Ball hingegen deutlicher flacher: "Es gibt noch Probleme", sagte er. Indes will Fischer die traditionell exzellenten Beziehungen zwischen Wien und Nikosia pflegen und vertiefen. Der Minister für Bildung und Kultur der Republik Zypern, Kostas Kadis, und Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) unterzeichneten am Dienstagabend bilaterale Dokumente zur Kooperation in den Bereichen Bildung, Kultur und Künste.