Die Österreicher haben große Lücken in ihrem Finanzwissen - Nationalbank und WU wollen sie schließen.
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Für Dagobert Duck gibt es nichts Schöneres als klingende Münzen und knisternde Scheine - er will schließlich nicht in Kreditkarten baden. Insofern ist er ein kluger Mann, denn auf diese Weise kann er keine Schulden machen. Weil er aber sein Geld hartnäckig hortet, kann es auch nicht "arbeiten" und bringt keine Erträge. Im Gegenteil: Es wird durch die Inflation immer weniger.
Wer die Zusammenhänge zwischen Ertrag und Risiko, Zinsen und Inflation versteht, tut sich leichter, bei finanziellen Angelegenheiten rationelle Entscheidungen zu treffen. Finanzkompetenz – in der Wissenschaft sagt man "Financial Literacy" - kann - und soll - schon in ganz jungen Jahren erworben werden, sind sich Experten einig. "Es geht umso leichter, je früher begonnen wird", betont Bettina Fuhrmann, Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik an der WU Wien. In der Volksschule sollten Kinder lernen, wozu Geld eigentlich gut ist und wie der Geldkreislauf funktioniert. Es sei erfreulich, dass Kinder in der Schule mit Geldeinheiten rechnen lernen, darüberhinaus sollten aber auch der richtige Umgang mit dem Taschengeld und der Sinn des Sparens ein Thema in den Klassenzimmern sein.
In Österreich, dem Land der Sparbuch-Sparer, herrscht bei der Finanzbildung noch Aufholbedarf, es gebe in diesem Bereich kaum Forschung oder öffentliche Diskussion, sagt Edeltraud Hanappi-Egger, Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien. Sie stellte am Mittwoch gemeinsam mit Ewald Nowotny, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), eine Kooperationvereinbarung zwischen der beiden Institutionen vor. Das Abkommen sieht gemeinsame Forschung und Lehre, gegenseitige Unterstützung bei Veranstaltungen und gemeinsame Kommunikation des Themas Finanzbildung vor.
"G‘spür für Risiko und Ertrag"
Mit 15 Jahren sollten Jugendliche auch über Inflations- und Arbeitslosenrate, Wirtschaftswachstum, internationale Wirtschaftsinstitutionen, die Funktion der Notenbanken und des Finanzmarktes Bescheid wissen, wünscht sich OeNB-Gouverneur Nowotny. Junge Menschen schalten dann idealerweise bei Wirtschaftsnachrichten nicht gleich ab und wissen, dass ein Aktienkäufer nicht automatisch ein böser Spekulant ist.
Darüberhinaus sollte den Jugendlichen ein vernünftiger Umgang mit Geld - Stichwort: Überschuldung - und ein "G’spür für Risiko und Ertrag" vermittelt werden, damit etwa unrealistische Renditeversprechen auch als solche erkannt werden, so Martin Taborsky von der OeNB. "Ein eigenes Unterrichtsfach Finanzbildung wäre am schönsten", sagt er.
Das Ziel der Kooperation zwischen WU und OeNB, die auf eine langjährige Partnerschaft auf dem Gebiet der Finanzbildung zurückblicken, ist es, die Entwicklung einer nationalen Strategie, wie sie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) fordert, voranzutreiben. Einige Länder sind in der Umsetzung schon sehr weit und haben auch schon konkrete Maßnahmen gesetzt. In Österreich gibt es bis jetzt nur eine Vielzahl an Finanzbildungs-Angeboten, aber keine nationale Strategie.
Die Nationalbank verfügt schon seit dem Vorjahr über eine ganze Palette an Finanzbildungsinstrumenten: Lehrmaterialien, Online-Tools und Kurzfilme, Seminare und Workshops. Mit der Euro-Kids-Tour für Volksschulen, der Euro-Logo-Tour für Unterstufen und der Euro-Fit-Tour für Oberstufen bietet die OeNB zudem zielgruppengerechte Finanzbildungsprogramme in allen Bundesländern an.
Hintergrund für die Aktivitäten ist eine Studie, die aufzeigte dass nur vier Prozent der Österreicher elf von elf Fragen zum Thema Finanzwissen richtig beantworten können. Mit im Programm ist auch ein Micky-Maus-Heft, in dem die jungen Leserinnen und Leser "Alles rund ums Geld" erfahren.