Alpine sucht nun Subunternehmer. | Alle drei Bewerber sind in einem Boot. | Wien. Nach jahrelangem Tauziehen ist die Vergabe für die Nordautobahn abgeschlossen. Gestern, Dienstag, wurde offiziell von der Asfinag der Zuschlag erteilt - an das schon länger als Bestbieter gereihte Konsortium Bonaventura (mit Alpine, Hochtief und dem französischen Infrastrukturunternehmen Egis).
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Möglich gemacht wurde der Zuschlag, weil das unterlegene Akor-Konsortium (Raiffeisen, Strabag, Porr und Bank Austria) seine Beschwerde gegen das Verfahren beim Bundesvergabeamt (BVA) am Montag überraschend zurückgezogen und das Verfahren somit beendet hat. "Jetzt gibt es natürlich eine Erleichterung", meinte Asfinag-Finanzvorstand Christian Trattner zur "Wiener Zeitung". "Es ist nie angenehm, wenn es Einsprüche und Verzögerungen gibt."
Damit sollten alle Hindernisse beseitigt sein. Alle? Nicht ganz: Denn wie und wer letztendlich baut, muss noch ausgefochten werden. Dem Vernehmen nach sind die meisten Beteiligten nicht glücklich, dass die endgültige Entscheidung über die Vergabe durch das BVA so schnell an die Öffentlichkeit gekommen ist. Zuviel ist noch ungeklärt. Fix ist nur, dass das Bauvolumen für eine einzelne Firma viel zu groß ist, und daher Bauaufträge an Subunternehmer vergeben werden müssen.
Akor als A5-Betreiber?
Mit dem Rückzieher aus dem Verfahren meldet Akor nun Ansprüche an einer Beteiligung an der von Bonaventura zu gründenden Konzessionsgesellschaft an. Die muss die künftige Strecke für 30 Jahre instandhalten und betreiben. Mit Bonaventura habe man schon informelle Gespräche geführt, heißt es aus Akor-Kreisen, doch unterschrieben sei noch nichts. Man könnte eventuell mit einem Drittel bei Bonaventura einsteigen. Obwohl einige in der Branche bezweifeln, ob ein Bieter-Konsortium nach Zuschlag überhaupt noch umstrukturiert werden darf, hält es der Verwaltungsjurist Theo Öhlinger für kein Problem: Falls die Asfinag als Auftraggeber zustimmt "ist es juristisch einwandfrei, dass eine neue Gesellschaft mit an Bord kommt".
Nur: Dem Vernehmen nach ist das Klima zwischen Asfinag und dem Akor-Konsortium "vergiftet". "Es hat sehr viele persönliche Untergriffe gegeben und blöde Briefe an den Aufsichtsrat der Asfinag", erzählt ein Brancheninsider. Er rechnet allerdings damit, dass die Missstimmung in "einigen Wochen gegessen ist."
Zu einer möglichen Hereinnahme Akors in das Konsortium äußert sich Trattner diplomatisch: "Ich habe kein entsprechendes Ansinnen, aber auch noch keine Anträge vom Bestbieter." Er räumt allerdings ein, dass sich Akor "evident bemüht hat", dass es schließlich zum Bau der Nordautobahn kommt. Und letztlich "sind alle Bewerber gute Unternehmen. Da wäre es ein bisschen komisch, wenn man sich aufgrund derartiger Vorgehensweisen beeinflussen lässt".
Daneben müssen noch die Subunternehmer ausgehandelt werden: diejenigen, die die Streckenabschnitte tatsächlich bauen. Und da ist Eile geboten, denn der Spatenstich soll schon in der zweiten Jännerwoche erfolgen. Bei dem Milliardenprojekt werden rund 700 Mio. Euro für den alleinigen Bau veranschlagt. Als fast sicher gilt, dass der dritte Bieter, der deutsche Konzern Bilfinger Berger am Bau beteiligt sein wird. Bilfinger Berger hat seine Beschwerde bereits im Oktober zurückgezogen und wird dafür dem Vernehmen nach wahrscheinlich mit einem größeren Teilabschnitt belohnt als Strabag und Porr, die ebenfalls als Subunternehmer zur Diskussion stehen. Auch Raiffeisen wird möglicherweise einen Teil finanzieren. Welche Strecken die einzelnen Firmen bekommen, ist noch nicht fix. Doch es wären alle Bewerber mit in einem Boot. "Im Endeffekt sind alle glücklich, bis auf die Alpine. Denn die ist zwar der Bestbieter, muss aber ein Stück der Straßen abgeben und sich zusätzlich mit der Organisation und der Finanzierung herumstreiten", heißt es aus Insider-Kreisen.
Und auch die Lobau-Besetzer auf der S1 werden wenig glücklich sein. Denn mit dem Baubeginn der A5 wird der Druck für die Erstellung der Wien-Umfahrung größer.