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Lehrergewerkschaft sieht Schmieds ambitionierten Zeitplan kritisch.
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Wien. Rund 2000 Euro Einstiegsgehalt brutto in der Pflichtschule, eine hohe Belastung innerhalb des Klassenzimmers und wenig Ansehen in der Bevölkerung: Man könnte meinen, der Lehrberuf habe als Traumjob ausgedient. Um den Berufsstand aufzuwerten, hat Bildungsministerin Claudia Schmied die Implementierung eines neuen, einheitlichen Dienstrechtes angekündigt - und zwar im April 2008.
Seither hat es zwar zahlreiche Treffen, aber keine konkreten Verhandlungen gegeben. Doch nun soll es plötzlich Schlag auf Schlag gehen: Im Oktober 2012 soll die Gesetzesnovelle in Kraft treten, bis Sommer sollen die Verhandlungen mit der Lehrergewerkschaft abgeschlossen sein, heißt es aus dem Unterrichtsministerium.
Die Gewerkschaftsvertreter sehen das kritisch: Er glaube nicht daran, dass im Herbst ein neues Dienstrecht in Kraft tritt, sagt etwa Paul Kimbeger, und halte es nicht für klug, unter Zeitdruck zu verhandeln, so der Ende März zum neuen Vorsitzenden der Arge Lehrer in der Gewerkschaft Öffentlichen Dienst (GÖD) gewählte Gewerkschafter zur "Wiener Zeitung": "Es geht nicht um eine schnelle, sondern um eine gute Lösung. Und die ist in drei Tagen nicht machbar." In diselbe Kerbe schlägt Eckehard Quin, Vorsitzender der AHS-Lehrergewerkschaft der GÖD: "Das geht sich nicht aus." Die zuletzt von Schmied vorgeschlagene Klausur kommentiert er so: "Es kommt darauf an, wer die Verhandlungspartner sind. Aber grundsätzlich sind wir für alles offen, und werden uns den Gesprächen nicht verweigern." Auf Schmieds Ankündigung, sie wolle in einer Klausur ausloten, "ob’s geht oder ob’s nicht geht" sagt Kimberger: "An uns liegt es nicht".
Lehrergewerkschaft:"500 Euro sind zu wenig"
Hauptziel des neuen Besoldungsrechts ist eine einheitliche Ausbildung und Bezahlung aller Lehrer, doch bis dahin ist es noch ein langer Weg: Während Schmied Ende letzten Jahres von ihrer Forderung, alle Lehrer sollen auf Master-Niveau ausgebildet werden, erstmals abgerückt ist, ist immer noch die Frage nach der Unterbringung der Lehrerausbildung offen: bei den im Wissenschaftsministerium unterstellten Universitäten oder beim Unterrichtsministerium ressortierenden Pädagogischen Hochschulen (PH). Politischer Konsens herrscht darüber, dass die anfangs niedrige Gehaltskurve umverteilt werden soll: Am Ende der Dienstzeit ist das Lehrergehalt naturgemäß am höchsten, und hier soll es eine Umverteilung auf die schlecht bezahlten Anfangsjahre geben. Wie viel von den End- auf die Anfangsdienstjahre gekippt werden soll, darüber hält sich Kimberger bedeckt: "Es wäre unklug, Zahlen zu nennen. Aber 500 Euro wären deutlich zu wenig." Schwieriger wird es für die Regierung, ein höheres Ausmaß an Unterrichtsstunden bei der Gewerkschaft durchzubringen - vor allem weil sie das Gehalt nicht in gleichem Ausmaß erhöhen will. Im Schnitt soll es sechs Stunden mehr Unterricht geben, aber nur vier sollen zusätzlich entlohnt werden. "Dieser Vorschlag zeugt nicht gerade von tieferem bildungspolitischen Wissen", kritisiert Quin. Darin erkenne man, "dass die Bundesministerin nie als Lehrerin in einer Klasse stand". Im Schnitt arbeiten Österreichs Lehrer quer durch alle Schulstufen laut OECD-Bildungsstudie 1776 Stunden pro Jahr, lediglich ein Drittel dieser Zeit wenden sie aber für Unterricht auf. Zwischen zehn und fünfzehn Prozent der Arbeitszeit wird nach Einschätzung der Lehrergewerkschaft für Verwaltungsaufgaben aufgewendet. Diese will Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek künftig an einstige Postbeamte auslagern.
"Wenn Vertrauen besteht, kann es sehr schnell gehen"
In der von Schmied vorgeschlagenen Klausur sollen Vertreter der Dienstnehmer- und -geberseite zusammenzukommen. "Es ist eine Frage des Vertrauens zwischen den Partnern, und wenn das besteht, kann es sehr schnell gehen", zeigt sich Bildungsexperte Roland Fischer optimistisch. Wichtiger als die Gehaltsverhandlungen ist seiner Ansicht nach, die Aufgaben eines Lehrers als Teil einer Gemeinschaft festzulegen: "Es geht weniger darum, ob ein Lehrer ein bisschen mehr oder weniger verdient", so Fischer, das müsse nicht im Detail festgelegt werden. Voraussetzung dafür sei allerdings eine Vertauensbasis zwischen den Verhandlungspartnern. Dass diese hergestellt werden könnte, "wenn beide Akteure eingesperrt sind", kann er sich durchaus vorstellen.