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"Es ist falsch, die Laiki Bank abzuwickeln"

Von WZ-Korrespondent Ferry Batzoglou

Wirtschaft
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Zyperns Bankangestellten-Chef Loizos Hatzikostis im Interview.


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Nikosia. Die Beschlüsse der Eurogruppe zu Zypern zielen vor allem auf eine drastische Verkleinerung des Bankensektors im Inselstaat hin. Im Interview erklärt der Präsident der Bankenangestellten-Vereinigung Etyk, Loizos Hatzikostis, die Folgen.

"Wiener Zeitung": Das zweitgrößte Geldinstitut, die Laiki Bank, wird in eine Good und eine Bad Bank aufgespalten und abgewickelt. Branchenprimus Bank of Cyprus übernimmt den guten Teil der Laiki Bank. Wie bewerten Sie das?

Loizos Hatzikostis: Es ist falsch, die Laiki Bank abzuwickeln. Ich halte sie für überlebensfähig. Was die Bank of Cyprus angeht: Obwohl die Eurogruppen-Entscheidung vorsieht, dass die an Laiki vergebenen gut 9 Milliarden Euro an Nothilfskrediten der Europäischen Zentralbank von ihr übernommen werden, kann es die Bank of Cyprus schaffen, auch in Zukunft zu bestehen.

Zyperns Bankensektor hat 8000 Beschäftigte, allein Laiki hat 2300. Droht eine Entlassungswelle?

Ein solches Szenario beunruhigt uns. Ich möchte klarstellen: Zu den Auswirkungen der Eurogruppen-Beschlüsse für Zypern sind keine Studien erstellt, ja nicht einmal Vorarbeiten geleistet worden. Von keiner Seite. Gar nichts. Folglich kann derzeit niemand diese Frage verlässlich beantworten. Wir pochen darauf, dass es keine Entlassungen gibt. Ein Personalabbau soll sozial verträglich durch ein freiwilliges Ausstiegsprogramm erfolgen, wie es bereits bei der Postbank in Griechenland praktiziert wurde. Das wollen wir auch in Zypern.

In Zypern sorgen die Banken selbst und nicht die noch junge gesetzliche Altersversicherung für die Altersvorsorge der Angestellten. Dabei zahlt jede Bank auf ein einziges Konto ein. Bei Eintritt in den Ruhestand erhält der Angestellte seinen Anteil per Einmalzahlung, nicht per monatlicher Rente, ausbezahlt. Gilt die Zwangsabgabe auf Guthaben ab 100.000 Euro auch für dieses Pensionskonto?

Wir wollen auf keinen Fall, dass das Konto mit der Zwangsabgabe belastet wird. Bei der Bank of Cyprus hat das Altersvorsorge-Konto ein Guthaben von 350 Millionen Euro - das ist ein Konto mit 3500 Bezugsberechtigten. Wir wollen auch keine Zwangsabgabe bei der Laiki Bank, deren Altersvorsorge-Konto ein Guthaben von 270 Millionen Euro aufweist.

Wie hoch fallen in der Regel solche Einmalzahlungen aus?

Wer in Zypern 36 Jahre lang in mittlerer Position bei einer Bank arbeitet, erhält mit 60 Jahren eine Einmalzahlung zur Altersvorsorge von etwa 250.000 bis 300.000 Euro. Beachten Sie aber: Mit dieser Einmalzahlung muss er den Rest seines Lebens auskommen. Bis er 80, 85 oder 90 Jahre alt ist.

Sind Sie zuversichtlich, dass die Altersvorsorge von der Zwangsabgabe befreit wird?

Wir haben zumindest positive Anzeichen. Präsident Nikos Anastasiadis und der Parlamentspräsident (Jannakis Omirou von den Edek-Sozialisten, Anm.) haben ausdrücklich versichert, dass unsere Altersvorsorge-Konten unangetastet bleiben.

Sie haben wiederholt vor Zyperns Parlament protestiert. Wie ist die Stimmung der Etyk-Mitglieder?

Es herrscht Unsicherheit, aber auch Verbitterung.

Haben die Banken nicht in der Vergangenheit kapitale Fehler begangen, für die sie jetzt die Rechnung erhalten?

Durchaus, das ganze System stand auf tönernen Füßen. Aber beachten Sie bitte eines: Die Krise Griechenlands hatte und hat gewaltige Auswirkungen auch auf Zypern. Alleine durch die Beteiligung unserer Banken an Griechenlands Schuldenschnitt im vorigen Frühjahr haben unsere Geldinstitute 4,5 Milliarden Euro verloren. Das sind nun wirklich keine Krümel.

Welche Auswirkungen wird die Entscheidung der Eurogruppe zum Bankensektor auf die Entwicklung der zypriotischen Wirtschaft im Ganzen haben?

Da gibt es gar keinen Zweifel: Das wird sie schwer treffen.

Wie konnte es überhaupt zu dieser Entscheidung kommen?

Wir haben den anderen die Gelegenheit gegeben, uns mit Füßen zu treten. Die Deutschen wollten unser Geschäftsmodell zerstören. Das haben sie getan. Im Vorfeld haben die Deutschen behauptet, Zypern sei ein Magnet für russisches Schwarzgeld und Geldwäscherei. Jetzt reißen sie sich um genau diese Kontoinhaber, damit diese ihr Geld von Zypern zu deutschen Banken transferieren. Offenbar ist es für Berlin so, dass das Schwarzgeld auf seiner Reise von Zypern nach Deutschland in der Luft auf magische Art und Weise von all seinen Sünden befreit und plötzlich weiß wird.

Ich sehe in Ihrem Büro viele Ikonen. Kann nur noch der liebe Gott Zypern helfen?

Nicht nur Gott, auch der Mensch hat das in der Hand.

Loizos Hatzikostis
Der 61-Jährige ist seit 1987 Präsident von Zyperns Bankenangestellten-Vereinigung Etyk. Er vertritt 8000 Beschäftigte im Bankensektor.