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Es ist geschafft - ist es wirklich geschafft?

Von Peter Haibach

Gastkommentare

Salzburg hat einen neuen Hauptbahnhof, den viele als schönsten Österreichs bezeichnen - eine Symbiose alter Bausubstanz und moderner Architektur.


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Zu Recht konnten sich die Verantwortlichen aus Bundes-, Landes- und Stadtpolitik sowie ÖBB darin sonnen, für die Festspielstadt Salzburg ein ansprechendes Eintrittstor geschaffen zu haben. Es ist davon auszugehen, dass die noch fertigzustellenden Bahnsteige vom erfahrenen und bewährten Team der ÖBB Infrastruktur AG bis 2014 reibungslos realisiert werden. Schon jetzt muss es als logistische Meisterleistung betrachtet werden, dass ein Neu- und Umbau des Salzburger Hauptbahnhofes bei laufendem Betrieb ohne Probleme durchgeführt werden konnte.

Peter Haibach ist Sprecher des Vereins "probahn Österreich" und Herausgeber der Fachzeitung "Regionale Schienen" (für internationalen Güter- und Personenverkehr - www.regionale-schienen.at).

Ist es aber wirklich geschafft? Die echte Bewährungsprobe aus Sicht der Fahrgäste steht noch aus. Das moderne Entrée des neuen Hauptbahnhofes mit seinen Kiosken und Cafés lässt kein gemütliches Verweilen mehr zu, sondern lädt zum zielstrebigen Durchgehen und Shoppen ein. Ein Einzelhandelsgroßmarkt, auch am Wochenende geöffnet, bietet Reisenden und auch der Stadtbevölkerung ein reichhaltiges Angebot. Der bisherige Hinterhof des Salzburger Hauptbahnhofes, der Stadtteil Schallmoos, wird mit der neuen Durchgangspassage aufgewertet werden.

Ein Blick hinter die Kulissen zeigt allerdings auf, dass vor Fertigstellung des Hauptbahnhofes noch gravierende Entscheidungen zu fällen sind, die als Altlasten der Vergangenheit angesehen und bewältigt werden müssen - wobei verwundern mag, warum das nicht schon längst geschehen ist. Bis dato ist nicht klar, wo das schon seit Jahrzehnten geplante Postbus-Terminal hinkommen soll. Ursprünglich war es unter den Gleisen des Hauptbahnhofes geplant, was von ÖBB Postbus aus Kostengründen nie realisiert wurde. Die Busleisten für Regionalbusse auf der Schallmooser Seite zu situieren und damit eine Entzerrung mit dem städtischen Obus zu erreichen, ist zwischen der Stadt und der ÖBB Postbus GesmbH noch nicht akkordiert. Derzeit behindern Obusse und Regionalbusse einander rund um die viel zu kurz geratenen Busleisten am Hauptbahnhof. Eine rasche Entscheidung steht an.

Zu guter Letzt: Die Salzburger Lokalbahn wurde in den 1990ern in Tieflage in den Hauptbahnhof geführt, mit der Option, die Lokalbahn unterirdisch als Stadt-Regionalbahn bis in den Süden der Stadt zu führen. Für dieses Projekt gibt es seit 30 Jahren unzählige Studien, Planungen, Grundsatzentscheidungen der Stadt- und Landespolitik, aber noch immer kein endgültiges Anpacken. Vielleicht gibt die Teileröffnung des Salzburger Hauptbahnhofes den Salzburger Politikern den nötigen Mut dazu. Der erste Schritt, die Lokalbahn bis Mirabellplatz zu verlängern, erscheint machbar.

Fazit: Der neue Salzburger Hauptbahnhof muss sich daran messen lassen, ob er einerseits den Ansprüchen und Bedürfnissen der Fahrgäste gerecht wird und andererseits für die Stadtbevölkerung einen hohen Kundennutzen aufweist. Der Hauptbahnhof Zürich mag da beispielgebend sein: Er ist eine moderne Mobilitätszentrale und auch umsatzmäßig das zweitgrößte Einkaufszentrum der Schweiz - und damit eine klare Alternative zu den boomenden Einkaufszentren am Stadtrand.