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Es ist ja nur ein Nashorn

Von Edwin Baumgartner

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Wieder einmal hat der Mensch die Fauna erfolgreich reduziert: Das Breitmaulnashorn ist de facto ausgestorben. Dass jetzt Kosmetik versucht wird, indem man die Tatsache bei den letzten in Zoos lebenden Exemplaren mittels künstlicher Befruchtung schönen will, spielt keine Rolle. Wenn eine Tierart nur unter künstlichen Bedingungen überlebt, ist sie so gut wie tot. Der Hintergrund am Aussterben des Breitmaulnashorns ist übrigens, dass die chinesische Medizin dem Pulver aus dem Horn des Nashorns eher vertraut als Viagra.

Und keine Tierschutzorganisation hat laut aufgeschrien, als das Ende des Breitmaulnashorns absehbar war. Und auch die Medien blieben ruhig und gefasst; sogar jene, die schon mal streunende Hunde in Rumänien zum Tagesthema erklärten. Wieso? Nun: Wir sind wieder einmal bei der Trennung in "sympathische" und "unsympathische" Tiere. Was gestreichelt werden kann, ist sympathisch, was nicht, oder was, noch schlimmer, etwas "Sympathisches" (oder gar den Menschen, so er sich unklug verhält) in seinem Beuteschema hat, ist "unsympathisch".

Nur kann die Welt zwar ohne Breitmaulnashorn überleben, sie kann auch ohne Wale überleben und ohne Eisbären, ungeachtet der Tatsache, dass eine Welt mit Breitmaulnashörnern, mit Eisbären und mit Walen schöner ist als eine Welt ohne sie, aber irgendwann müssen wir - inklusive der Umweltschutzorganisationen - kapieren, dass manche der für die Welt notwendigen Tiere in die Kategorie "unsympathisch" fällt. Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal beim Chinesen Haifischflossensuppe bestellen wollen.