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"Es ist nicht wie in Bagdad"

Von WZ Online

Politik
Julia Eder filmt jeden Tag das Geschehen auf dem Tahrir-Platz in Kairo.
© Screenshot

Julia Eder hat schon viele Tage und Nächte auf dem Tahrir-Platz verbracht. Die 19-jährige Österreicherin lebt seit August in Kairo, um in einem Auslandsjahr Arabisch zu lernen. Und sie geht jeden Tag auf den Tahrir-Platz, um für Demokratie und Freiheit einzutreten.


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Viele Ausländer, aber auch wohlhabende Einheimische flüchteten angesichts der Unruhen in Ägypten. Eder hätte ebenfalls Grund genug dazu. Aber sie hat sich entschlossen, trotz der Unruhen ihr Auslandsjahr in Kairo zu absolvieren.

Mittwochnacht vorige Woche wurde Eder von sogenannten Pro-Mubarak-Demonstranten auf dem Tahrir-Platz umzingelt. Sie bedrohten sie: "Wir bringen dich um", "Scheiß Journalisten" und zogen die Messer. "Ich bin voll wütend geworden", erzählt sie.

"Das waren bezahlte Leute", sagt Eder: teils Polizisten, teils Kriminelle und Zivilisten, die um umgerechnet 20 Euro, was für sie "wahnsinnig viel" Geld sei, "Jagd auf Ausländer machten". Diese Provokation sei Strategie des Regimes von Präsident Hosni Mubarak gewesen, um an der Macht zu bleiben. Ausschreitungen hätten Legitimation geben sollen, die Proteste niederschlagen zu können, und Journalisten sollten dies nicht dokumentieren.

Bis zu jenem Mittwoch war Kairo für Ausländer "sicher", erklärt Eder. "Ich trage meine blonden Haare immer offen", weil "Ausländer werden nicht angegriffen." Nach der Erfahrung hat die Studentin ihr Verhalten leicht geändert: Sie meidet den Tahrir-Platz in der Nacht. Doch sie geht weiterhin jeden Tag dorthin und filmt die Proteste für ihren YouTube Kanal Waugse in Cairo